Sonderführung Glasspezialisten William Gudenrath und Dr. Dedo von Kerssenbrock-Krosigk

21. Oktober 2016
Sonderführung

Glasspezialisten William Gudenrath und Dr. Dedo von Kerssenbrock-Krosigk

Zwei ganz besondere Gäste wurden von Mag. Anny Awad am 21. Oktober 2016 in den Räumlichkeiten der Stadtarchäologie Hall begrüßt: die beiden Glasexperten William Gudenrath und Dr. Dedo von Kerssenbrock-Krosigk.
William Gudenrath – Glasbläser, Gelehrter, Dozent und Lehrer – hat sich auf das Glasblasen historischer Gläser von den Ägyptern bis in die Renaissance spezialisiert und sich dadurch einen Namen gemacht. Sein Wissen und Können präsentiert er weltweit in Form von Vorträgen und Demonstrationen und er arbeitet als ständiger Berater für das Corning Museum of Glass (CMoG) am Glasindustriestandort Corning, New York, USA, dem größten Glasmuseum in den Vereinigten Staaten. Die Sammlungen umfassen mehr als 45.000 Objekte aus 3.500 Jahren Glasgeschichte von der Antike bis in die Gegenwart. Das Museum bietet unter der Leitung Gudenraths auch Einführungs- und Fortgeschrittenenkurse zur Glasbläserei an. Dabei werden u.a. die venezianischen Herstellungstechniken auf der Insel Murano zwischen 1500 und 1700 vorgestellt, einer Zeit, die als „das goldene Zeitalter des venezianischen Glases“ bekannt ist.
Dr. Dedo von Kerssenbrock-Krosigk, derzeitiger Leiter des Glasmuseums Hentrich im Düsseldorfer Museum Kunstpalast, ist ebenfalls eine Koryphäe auf dem Gebiet der Glaswissenschaft. Er befasst sich mit der Gestaltung und Verzierung von Glas und gilt als Spezialist für die Epochen Mittelalter, Renaissance und Barock. 2008 wechselte er vom Corning Museum of Glass, wo er sich zuletzt mit dem Verhältnis der Alchemisten zum Glas beschäftigt hat, ins Glasmuseum Hentrich nach Düsseldorf. Auf 1200 Quadratmetern wird dort 3500 Jahre Glaskunst mit über 3000 Glaskunstwerken ausgestellt. Somit reiht sich auch dieses Museum in die bedeutendsten Glassammlungen der Welt ein.

Den Kontakt zu William Gudenrath und Dr. Dedo von Kerssenbrock-Krosigk konnte Mag. Anny Awad bereits 2015 als Teilnehmerin am „20e Congrès de l’Association Internationale pour l’Histoire du Verre“ vom 7. bis 11. September 2015 in Fribourg in der Schweiz herstellen, wo sie selbst im Rahmen eines Vortrages ihre neuesten Erkenntnisse zur „Glashütte Hall in Tirol“ der anwesenden Fachwelt präsentierte. Die Haller Glashütte (1534 – 1635) gehörte zu den ersten drei Glasmanufakturen im Habsburgerreich, die imstande waren, farbloses Glas à la Murano/Venedig zu erzeugen. Obwohl sie nur an die 100 Jahre in Betrieb war, gilt die Haller Glashütte als eine Manufaktur von europäischem Ruf. Zahlreiche Prunkgläser wie Pokale, Schalen und Trinkgläser befinden sich heute in namhaften Museen und Sammlungen.
So ist beispielsweise das Schloss Ambras im Besitz einer der weltweit bedeutendsten Glassammlungen, der Sammlung Strasser, die über 300 kostbare Gläser aus der Renaissance und dem Barock bis zum Klassizismus aus den wichtigsten europäischen Glaserzeugungsgebieten wie Venedig, Hall, Innsbruck, Böhmen und Schlesien umfasst. 2015 wurden die Ambraser Glasgespräche ins Leben gerufen, eine jährliche Veranstaltungsreihe bei der Wissenschaftler, Kuratoren, Restauratoren, Glasbläser, Archäologen, u. a. zu Wort kommen und dem Publikum ihre ganz persönlichen Einblicke in die faszinierende Welt der Glaskunst vermitteln. Am 19. Oktober 2016 nahm Dr. Dedo Kerssenbrock-Krosigk als Gastredner bei den zweiten Ambraser Glasgesprächen teil.

Schon einmal in Tirol, ließen es sich die beiden Herren Kerssenbrock-Krosigk und Gudenrath nicht nehmen, auch die Stadtarchäologie Hall zu besuchen, um das Fundmaterial aus der Grabung am ehemaligen Gelände der Glashütte Hall zu besichtigen. Daraus ergab sich eine sehr gute Gelegenheit für unsere Glas-Fachfrau sich mit den zwei Spezialisten auszutauschen, Fragen zu stellen und den Kontakt zu intensivieren.
Begrüßt wurden die beiden Glasexperten im Namen der Stadt Hall vom Vizebürgermeister und Obmann des Tourismusverbandes Werner Nuding, der sich somit selbst von Hall als berühmter Glasmanufaktur, die in Übersee (z.B. J. Paul Getty Museum, Los Angeles und Corning Museum of Glass, New York) bekannt ist, überzeugen konnte. Somit darf man wohl sagen, dass auch die Stadtarchäologie Hall in Tirol internationalen Bekanntheitsgrad genießt.