Kleidung

Kleidung und Accessoires

Was trage ich heute? Diese Frage stellten sich in der Vergangenheit hauptsächlich Adelige und wohlhabende BürgerInnen. Werktags trugen aber auch sie einfache Kleidung. Festliche Anlässe boten Gelegenheit, die schicken Gewänder auszuführen.

Kleider, Schuhe und Kopfbedeckungen waren stets der Mode unterworfen. Von spätmittelalterlichen Fresken und Tafelbildern kennt man die Vielfalt an Schuhmodellen, Kleidern, Hauben und Hüten. Zwischen etwa 1340 und 1430 trugen Damen Rüschenhauben, die man Krüseler nannte.

Puppenkopf
Keramik, 1350-1400
Fundort: Erzherzog-Eugen-Straße 10, Foto: Stadtarchäologie Hall i.T.

An der Kleidung erkannte man den sozialen Stand einer Person. Kleidervorschriften regelten, wer was tragen durfte. Obwohl der Pro-Kopf-Bestand an Garderobe weit geringer war als heute, wetterten Priester gegen übertriebenen Aufwand in Sachen Kleidung. Der so genannten »Putzsucht« (i.e. sich herausputzen) waren aber keineswegs nur Frauen verfallen.

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Spinnwirtel, Stein, 1400-1600, Foto: Stadtarchäologie Hall i.T.

Wolle, Flachs und Hanf kennt man in Tirol als Rohstoffe für die Textilerzeugung. Nach langer, aufwändiger Vorbereitung der Tierhaare bzw. der Pflanzenfasern musste vorerst ein Faden gesponnen werden.

Neben dem Spinnrad (ältester Nachweis: 1268) blieb noch lange Zeit die Spindel in Gebrauch, weil sie billig und leicht transportierbar war. Der Spinnwirtel sorgte für eine gleichmäßige Drehung der Spindel. Nach einigen weiteren Arbeitsgängen wurden die Fäden zu Stoff gewebt.

Nadeln aus Draht konnte man ab dem 12. Jahrhundert in größeren Mengen herstellen. Textiles Gewebe erhält sich im Boden nur selten, daher besitzen wir kaum Funde von Textilien in Hall.

Haken, Bänder und Riemen dienen nicht erst seit dem Mittelalter zum Schließen der Kleidung. Knöpfe verwendete man anfänglich eher zur Zierde. Als um 1360 die Schecke (geknöpfte Männerjacke) in Mode kam, stieg die Nachfrage nach Knöpfen. Sie wurden aus verschiedenen Materialien, u. a. aus Knochen(Bein) gefertigt.

Fabriksmäßig wurden Beinknöpfe erst im 19. Jahrhundert hergestellt. Im Großraum Hall produzierte die Manufaktur in Absam ab etwa 1830 Beinknöpfe als Massenware.

Certosafibel, 450-400 v. Chr., Fundort Fallbach, Absam, Foto: Stadtarchäologie Hall i.T.

Seit ca. 1000 vor Christus hatten Fibeln Damen- wie Herrenkleidung zusammengehalten. Eine der ältesten im Großraum Hall gefundenen Fibeln ist eine Certosafibel aus der 2. Hälfte 5. Jh. vor Chr., zu sehen im Gemeindemuseum Absam
Entstehungszeit und regionale Herkunft bestimmen das Design dieser Gewandspangen.  Als relativ häufige Fundgruppe sind sie gut erforscht. Anhand ihrer Form können sie regional ebenso wie zeitlich eingeordnet werden.

Dekorperlen für Schmuck und Kleidung, verschiedene Materialien wie Bein, Stein, Glas, Metall, usw. 1500-1700, Foto: Stadtarchäologie Hall i.T.

Die spätmittelalterlich-frühneuzeitliche Kleidung wurde –wie gegenwärtig wieder in Mode – mit Dekorperlen aus verschiedenen Materialien verziert.
Ein eigener Berufszweig verarbeitete die oft winzigen Perlen zu aufwändigen Stickereien. Diese zierten Repräsentationsgewänder von weltlichen Fürsten und kirchlichen Würdenträgern und natürlich die Kleider der edlen Damen. Dabei handelte es sich oft um Stickerei-Latze oder Einsätze, die am Oberteil aufgenäht wurde. Die kostbaren Stickereien wurden gerne wiederverwendet, ja sogar vererbt. Man konnte leicht wieder herausgetrennt und beim nächsten Kleid erneut einsetzen. Noch heute existiert der Beruf des/der Gold-, Silber- und Perlensticker/in. Der acupictor von einst betätigte sich als Seidensticker, Perlensticker, Nadelmaler. Letzteres meint eine Stickerei mit dünnem (Seiden-)Faden, deren Ergebnis wie ein gemaltes Bild aussieht.