Hausbau

Bauweise

Viele Bauten in der Haller Altstadt existierten im Kern bereits im 14. Jahrhundert. Als ältestes Stadthaus gilt bislang das Rosenhaus am Oberen Stadtplatz 2: Die Balkendecke wurde dendrochronologisch mit 1276 datiert.

Rosenhaus, Oberer Stadtplatz 2, Foto: Stadtarchäologie Hall i.T.

Die Häuser der mittelalterlichen Stadt Hall in Tirol waren niedriger als heute. Sie waren aus starken Steinmauern erbaut, später auch verputzt und gekalkt, gelegentlich sogar mit Fresken oder Reliefs geschmückt.

Im 13. und 14. Jahrhundert standen nur ein- und zweigeschossige Häuser. Das typisch noch romanisch geprägte Mauerwerk (bis ca. 1350) besteht aus regelmäßigen Lagen von Bachsteinen mit Fugenstrich (akzentuierte Mörtelfuge). In Stein gebaute Häuser mit drei oder vier gemauerten Stockwerken sind erst im 15. Jahrhundert nachweisbar. Ihre Haupt- bzw. Eingangsfassaden waren meist gassenseitig orientiert. Hinter dem Haus befand sich im Allgemeinen ein Hof. Vieles bestand noch aus Holz.

Dachziegel Mönch-und-Nonne, Biberschwanzziegel, 1400-1600
Dachziegel Mönch-und-Nonne, (eines davon mit österreichischen Wappen) und  Biberschwanzziegel, 1400-1600, Foto: Stadtarchäologie Hall i.T.

Die Dächer waren mit Holzschindeln oder Ziegeln gedeckt. Die charakteristischen Grabendächer sind bislang erst ab dem 15. Jahrhundert nachweisbar. Zu den ältesten Eindeckungsformen zählen Mönch-Nonne-Ziegel, leicht konische Halbschalenziegel, die abwechselnd mit der aufgebogenen Seite nach unten und nach oben verlegt wurden. Sie besaßen Vorrichtungen zum Einhängen am Dachstuhl bzw. untereinander. So ergab sich ein stark geripptes, plastisches Dachbild. Holzbalkendecken trennten die Geschosse.

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Vierzipfelige Schüsselkachel, Keramik, 1450-1550, Foto: Stadtarchäologie Hall i.T

Der Ofen als wichtigster Bestandteil der Stube bildet den sozialen Mittelpunkt im bürgerlichen Haus. Ärmere Bevölkerungsschichten wärmten sich nur am Herdfeuer. Ein Kachelofen galt damals wie heute als Luxus. Ofenkacheln dienten der besseren Wärmeabstrahlung. Die Haller Funde zeigen 400 Jahre Entwicklungsgeschichte – von der Becherkachel des 13. Jahrhunderts über die Topf-, Schüssel- und Nischenkacheln bis zur ornamentierten Blattkachel des 16. Jahrhunderts.

Die Fenster wurden mit Holzläden geschlossen. Wohlhabende Hausbesitzer ließen sie mit Butzenscheiben verglasen. Diese wurden ab ca. 1534 bis 1636 in der Haller Glashütte hergestellt. Zur Innenausstattung gehörten – in den Häusern der Wohlhabenden – Kachelöfen. Hinter dem Haus, in einer Hofecke, möglichst entfernt von den Wohnräumen, stand ein kleines Holzhäuschen über der meist rund, seltener rechteckig gemauerten Latrinengrube. In der Latrine landeten nicht nur die Fäkalien, sondern auch viel Hausmüll.