Hygiene

Körperhygiene

Hygiene hing nicht nur mit den persönlichen Gepflogenheiten, sondern auch mit dem sozialen Stand zusammen. Ein kleines Instrument aus Metall, kombinierte zwei Funktionen. Der gedrehte Stab weist an einem Ende eine Löffelform zum Ohrenputzen auf. Mit dem anderen, spitzen Ende reinigte man sich die Fingernägel. Zur Befestigung (vielleicht am Gürtel?) diente der runde Haken.

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Ohrlöffelchen, Bronze, 15-16Jh., Foto: Stadtarchäologie Hall i.T.

Zur Gastfreundschaft gehörte im Mittelalter ein Bad. Dem privaten Gast wurde im Wohnraum eine mobile Wanne mit heißem Wasser bereitet. Gelegenheit zum Vergnügen und zur Körperreinigung boten auch die Badhäuser. In Hall gab es mehrere Badehäuser, etwa das Spitalsbad (Salzburger Straße 2), das Bad beim Ölkopf (Guarinonigasse 1), das Bad auf dem Graben (Thurnfeldgasse 4) und das Bad in der Fassergasse (Amtsbachgasse).

Ab 1342 bezahlte die Saline einen jährlichen Pauschalbetrag an eine der Haller Badstuben, damit ihre Arbeiter gratis baden konnten. In einem anderen Haller Bad, dem so genannten Seel-Bad durften Bedürftige einmal im Jahr unentgeltlich baden.

Dem zahlungskräftigen Badegast bereiteten Badeknechte und Bademägde ein warmes Wannenbad, servierten Speisen und Getränke. Billiger als in der Einzelwanne war das Baden im großen Badetrog, der mehreren Personen Platz bot. Rasur, Haarschnitt und einfache medizinische Therapien besorgte der Bader. Das Bad bot aber auch Paaren die Möglichkeit zum Rendezvous, Alleinstehende erfreuten sich am Service der Bademägde.

Nachttopf, Keramik, um 1460-70
Nachttopf, Keramik, um 1460-70, Foto: Stadtarchäologie Hall i.T.

Da solche Gefäße fast ausschließlich in Latrinengruben gefunden werden und außerdem Bildquellen ähnliche Gefäßformen in eindeutiger Funktion zeigen, kann man davon ausgehen, dass es sich um Nachttöpfe handelt. In Zeiten als sich die hölzernen Toilettenhäuschen im Innenhof befanden, gehörte der Nachttopf zum unverzichtbaren Utensil.
Jene Nachttopf-Gruppe, die in der Burg Hasegg gefunden wurde, hebt sich formal etwas von jüngeren Formen ab. Erst jüngere Exemplare besitzen z. B. einen Ausguss (Ende 15./1. Hälfte 16. Jh.). Mit der vorläufigen Datierung des die Latrine überwölbenden Bauwerks in die Zeit vor etwa 1470 (Dendrodatierung Kurt Nicolussi, Innsbruck) ergibt sich auch die zeitliche Eingrenzung für diese Gefäße. 
Vielleicht kamen sie in die Gruben, als man ihren Inhalt im Abort entsorgen wollte und dabei versehentlich das gesamte Gefäß versenkte. Selbst so einfache Objekte wie Nachttöpfe erzählen uns also eine ganze Menge über die spätmittelalterliche Lebensrealität. Die Größen variieren relativ stark (vermutlich für Kinder oder Erwachsene). Ihr häufiges Auftreten im archäologischen Fundmaterial der Stadt lässt den Schluss zu, dass die Verwendung von Nachttöpfen in bürgerlichen Haushalten nichts Besonderes war. 
Solche Töpfe dürften lokal in größeren Mengen produziert worden sein und um 1500 keinen besonderen Geldwert dargestellt haben. Wer es sich aber nicht leisten konnte, der konnte auf diese Bequemlichkeit wohl auch verzichten. Im ländlichen Bereich Tirols finden sich solche Gefäße nur selten.