Haushaltsführung
Die Haushaltsführung war im Mittelalter weitaus beschwerlicher als heute. Allerdings standen der bürgerlichen Hausfrau Mägde zur Seite. Den Einkauf erledigte sie am Haller Wochenmarkt oder in den Läden, die sich in den Erdgeschossen der Häuser befanden.
Einige Häuser in Hall verfügten über eigene Brunnen, die anderen Haushalte bezogen ihr Wasser von den öffentlichen Brunnen.
Der gedeckte Tisch
In den meisten Haushalten stand mitten auf dem Tisch eine Schüssel mit dem üblichen Hirsebrei, aus der sich alle bedienten. Gäste brachten ihr eigenes Besteck mit. Man aß mit Fingern, Löffeln und Messern.
Die geschnitzte Frauenfigur auf dem Messergriff trägt ein eng geschnürtes Mieder mit Rechteck-Ausschnitt und einen Rock mit parallelen Falten. Das entsprach der Mode um 1550.
Wenn man für das Mittelalter noch von Mehrzweckmessern sprechen kann, finden in der frühen Neuzeit auch eigene Tafelmesser Verwendung. Es war üblich, dass der Gast sein eigenes Messer mitbrachte. An der herrschaftlichen Tafel wurden Messer aber kaum gebraucht, da der Fürschneider das Fleisch in mundgerechte Happen schnitt. Adelige und wohlhabende Bürger besaßen Messer mit reich verzierten Griffen. Bereits im 13. und 14. Jahrhundert treten gehäuft dreidimensionale Darstellungen aus dem höfischen Umkreis, wie Falkner, Ritter oder Damenfiguren auf.
Dreizinkige Gabeln wurden erst im Barock (17. – 18. Jahrhundert) allgemein üblich.
Holzlöffel konnte man auf den Haller Märkten billig erwerben.
Nuppengläser waren die typischen Trinkgläser des Mittelalters. Sie standen wohl nur auf dem Tisch wohlhabender Bürger und des Adels. Die zahlreichen Formen und ihre Auffindungssituationen ermöglichen Datierungen: spitze, kleine Nuppen (14. Jh.), fladenförmige (15. Jh.) oder großflächige, mit nach oben auslaufenden abstehenden Spitzen, die an einen Krautstrunk erinnern. Letztere erhielten daher von den Wissenschaftlern den Namen „Krautstrunk“. Die aufgeschmolzenen Glasfortsätze verhinderten, dass das teure Glas aus der Hand glitt. Der Fund eines besonders großen Krautstrunk läßt auf damalige Trinkgewohnheiten schließen.
Die ärmeren Schichten tranken meist aus Holzbechern (selten erhalten). Außerdem gab es eine Vielfalt an importierten bzw. nach ausländischen Vorbildern erzeugten Trink- und Schankgefäßen, wie Loschitzer, Waldenburger oder Siegburger Becher.
Die kleine Stadt Siegburg, im Rheinland südlich von Köln, war im Mittelalter und in der frühen Neuzeit ein überregional bedeutendes Töpferzentrum. Berühmtheit erlangte es vor allem durch eine besondere Keramik: das Steinzeug. Zur Herstellung dieser wasserundurchlässigen Keramik wurden ein ganz spezieller Ton verwendet, der nicht überall vorkommt, und hohe Brenntemperaturen von 1200 bis 1400 Grad benötigt. Siegburger Steinzeuggefäße erfreuten sich seit dem 14. Jh. in fast ganz Europa großer Beliebtheit. Man kennt sie als Importware auch in Tirol. Siegburger Schank- und Trinkgeschirr war nicht der sozialen Oberschicht vorbehalten, sondern ist auch in den Abfällen der „kleinen Leute“ zu finden.
Kochen und Backen
Zur längeren Aufbewahrung eigneten sich vor allem Getreide, Rüben und Sauerkraut – die Hauptbestandteile mittelalterlichen Essens. Fleisch wurde gekocht, nur in seltenen Fällen gegrillt. Meist verbesserte man mit kleinen Fleischstücken und Gemüse den täglichen Getreidebrei. Für Festessen wurde Backwerk aus Mürbteig und Lebkuchen hergestellt. Dafür verwendete man spezielle Backformen (Gebäckmodel).
Backmodel wie jene aus der Salvatorgasse 20 dürften schon aufgrund ihrer Motive nur für besondere Anlässe gedacht gewesen sein. An Festtagen bereitete man aus exquisiten Teigen Backwaren in solchen Formen. Die Darstellung des Sündenfalls verweist dabei auf einen markanten Punkt in der biblischen Menschheitsgeschichte. Adam und Eva, die symbolischen Repräsentanten der ersten Menschen aßen, animiert von der Schlange, die Frucht der Erkenntnis. Die Folgen sind hinlänglich bekannt. Mit dem Genuss der Feige, nicht des Apfels (Übersetzungsfehler) begann die Härte des Lebens, biblisch gesprochen: die Vertreibung aus dem Paradies. Backwaren mit Motiven zu bestimmtem Anlässen (Ostern, Nikolaus u. a.) sind in Österreich bis heute üblich. Die Volkskunst kennt Modelle mit biblischen Motiven oder sakralen Symbolen für verschiedene Lebensmittel.
Die Grundausstattung der Küchen änderte sich im Laufe der Zeit wenig, die Küchentechnik jedoch sehr. Jahrhunderte lang kochte man am offenen Feuer, in das man z. B. standsichere dreibeinige Kochtöpfe stellte.
Vom Kochgeschirr aus früheren Jahrhunderten haben sich hauptsächlich Keramikgefäße erhalten. Kostbares Metall wurde oftmals wieder eingeschmolzen. Nicht selten zeigen keramische Töpfe – wie der Dreibeintopf – Formen der metallenen Vorbilder. Solche Töpfe konnten ohne zusätzliche Hilfsmittel in das Feuer gestellt werden. Töpfe mit gerundetem Boden bedurften einer Stützvorrichtung oder saßen direkt in der Glut.
Im 16. Jahrhundert kam der gemauerte, geschlossene Herd auf. Bahnbrechend für fast alle Bevölkerungsschichten war aber erst die Erfindung des so genannten Josephinischen Sparherdes. Durch Herausnehmen einzelner Eisenringe aus der Herdfläche passte man die Öffnung dem verwendeten Geschirr an und hielt die Hitze. In einem seitlich eingesetzten Behälter wurde gleichzeitig Wasser erwärmt. Angepasst an die geänderte Technologie kamen auch neue Typen von Kochgefäßen auf. So verlangte der geschlossene Herd Töpfe und Pfannen mit flachen Böden.
Spinnen und Nähen
Flachs und Wolle waren im Alpenraum die wichtigsten Rohstoffe für die Herstellung von Textilien. Nach mühsamer Vorbereitung mussten Tierhaare oder Pflanzenfasern zu Garn versponnen werden. Neben der Eigenproduktion deckten Gewerbebetriebe den Bedarf an Kleidern und Haushaltswäsche.
Auch nach der Erfindung des Spinnrades bleib die Spindel noch lange in Gebrauch, weil sie praktisch, billig und leicht transportierbar war.Eine Handspindel besteht aus nur zwei Teilen: dem Spinnwirtel, der als Schwungmasse (c) dient, und dem Schaft (b). Flachs oder Wolle (a)
Genäht wurde bis etwa 1850 ausschließlich händisch. Nähnadeln aus Eisen waren schon bei den Kelten bekannt, Kupfernadeln bei den Griechen und Römern gebräuchlich. Seit der Erfindung des Drahtziehens (11./12. Jahrhundert) konnte man Metallnadeln aus Eisen- oder Messingdraht in großen Mengen billig herstellen.
Mit dem Gebrauch der Nähnadel kam eine Schutzvorrichtung für den Finger auf, welche beim Nähen den Druck auf das Nadelende ausübte und das Abgleiten der Nadel verhinderte. Als noch überwiegend Nadeln aus Knochen oder Horn verwendet wurden, gab es Nähringe aus Knochen, Horn, aber auch aus Bronze. Beim Nähen mit Metallnadeln war die Verletzungsgefahr größer, daher schloss man den Nähring zu dem noch heute geläufigen Fingerhut.
Fingerhüte und Stecknadeln tauchen bei Ausgrabungen immer wieder in ganz unterschiedlichen Fundzusammenhängen auf. Vor allem Stecknadeln zählen in Hall zu den häufigeren Fundobjekten. Bei der Grabung im Hof des Hauses Mustergasse 11 traten sie in solchen Mengen auf, dass man an einen handwerklichen Hintergrund denken muss. Hatte hier ein Schneider seine Werkstatt oder hat man es gar mit einer Nadlerwerkstatt zu tun? Die Herkunft der Haller Stecknadeln ist nicht geklärt, aber Nadler gab es wohl in fast jeder Stadt. Sie stellten übrigens nicht nur Nadeln, sondern eine ganze Reihe von Gegenständen aus Draht her.
Der Fingerhuter dagegen war dem Gürtler verwandt. Zwei verschiedene Fingerhuttypen sind nachweisbar, mit bzw. ohne Kuppe. Sie stehen in Zusammenhang mit unterschiedlichen Nähtechniken.
Wäsche waschen
Darüber fehlen Belege, weil die Arbeitsgeräte aus Holz waren und daher nicht erhalten sind. Holz hat nur geringe Chance die Jahrhunderte zu überdauern. Starkem Verschleiß ausgesetzt endeten die unbrauchbar gewordenen Waschbretter nebst Wasserschaff schließlich im Herdfeuer.