Unterhaltung

Trinkgelage

Am Oberen Stadtplatz, heute Haus Nr. 8, befand sich eine Trinkstube. Der Name Trinkstube erklärt sich aus dem Schankrecht. Gehobene Trinkkultur wurde abseits der Wirtshäuser von der höheren Gesellschaft gepflegt. 1486 gab der Tiroler Landesfürst Herzog Sigmund der Münzreiche in der Trinkstube am Oberen Stadtplatz 8, ein Festessen für die Stadträte und einige andere herausragende Bürger von Hall, zu dem auch deren Ehefrauen eingeladen waren.

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Loschitzer Becher, Steinzeug, 1450-1500, Foto: Stadtarchäologie Hall i.T.

Später trafen sich in der Trinkstube am Oberen Stadtplatz die Mitglieder der Haller Stubengesellschaft (laut Überlieferung im Jahr 1508 gegründet) zum Gedankenaustausch und zu „gesitteten“ Trinkgelagen. Das Trinken erfolgte nach bestimmten Regeln, begleitet von Trinksprüchen. Wein trank man in Mengen aus Gläsern, so dass am Schluss nicht selten alle Anwesenden betrunken waren.

Der Haller Stubengesellschaft gehörten angesehene Bürger, landesfürstliche Beamte der Saline und der Münze, Adelige und Geistliche an. Die Zweckbestimmung dieses Gesellschaftsklubs lag im geselligen Beisammensein und im Austausch von Neuigkeiten.

Mittelalterliche Spiele

Spielsteine, Bein, ca. 1270 – 1600
Spielsteine (Bein, Keramik) und Würfel (Knochen), ca. 1270 – 1600, Foto: Stadtarchäologie Hall i.T.

In den Gassen der Stadt, auf Friedhöfen, daheim im Haus oder in der Burg gehörten Spiele zum Alltag. Man spielte um Geld oder einfach zur Unterhaltung. Beliebt waren Brettspiele wie Schach, Trictrac (Backgammon), Mühle und Dame, aber auch Karten- oder Würfelspiele. Mühle und Würfelspiele gehörten schon im antiken Rom zum beliebten Zeitvertreib. In Istanbul sieht man heute noch Erwachsene beim Backgammon-Spiel mit winzigen Würfeln.

Manche Archäologen vertreten die Ansicht, dass die Winzigkeit mittelalterlicher Würfel mit den Spielverboten zusammenhängt – damit man sie leichter verschwinden lassen konnte.

Spielwürfel, Bein (Knochen), ca. 1270-1600, Foto: Stadtarchäologie Hall i.T.

Da das Spiel um Geld so manchen in den Ruin trieb, erließ die Obrigkeit immer wieder Spielverbote. Geregelt wurde oftmals auch der Höchsteinsatz. Seit dem Konzil von Trier (1310) war den Mönchen jede Art von Brettspiel untersagt. In vielen städtischen Verordnungen des 14. Jahrhunderts werden diese jedoch erlaubt.

Der Tiroler Landesfürst Markgraf Ludwig von Brandenburg (Gemahl von Margarethe, Gräfin von Görtz-Tirol, genannt »Maultasch«) hat 1352 den Bauern und Handwerkern das Würfelspiel ohne Geld erlaubt. Während der Haller Jahrmärkte blieben sämtliche Spiel- und Kegelplätze geschlossen, um kein Gesindel mehr anzuziehen (Haller Marktordnung von 1595). Karten- und Würfelspiel wurden in der Polizeiverordnung für Tirol von 1532 verboten.

Die Friedhöfe waren im 13. Jahrhundert offenbar beliebte Orte des Würfelspiels, wie Quellen über Verbote belegen (z. B. 1276 St. Stephansfriedhof in Wien).

Das Würfelspiel dürfte bei allen sozialen Schichten beliebt gewesen sein. In Hall wurden bisher insgesamt 40 winzige Würfel bei verschiedenen Grabungen gefunden. In Mittelalter und Neuzeit waren Würfel aus Knochen am gebräuchlichsten. 
Der „Würfler“ brauchte für die Bearbeitung der Knochen keine spezielle Einrichtung, denn die Herstellung der Würfel war relativ einfach (schneiden, fräsen und schleifen). Bei der Endfertigung konnten den Würfeln noch verschiedene Farbnuancen verliehen werden, z. B. durch Rösten im Feuer. 
Auch in Hall fanden sich dunklere Würfel, die möglicherweise dieses Verfahren durchlaufen haben. Zuletzt fügte der Würfler noch die Augen mittels Drillbohrer hinzu.