Salz

Salz aus dem Halltal

Wie Ausgrabungen bei St. Magdalena vermuten lassen, wurde Salz im Halltal bereits vor über 2.500 Jahren gewonnen. Die ältesten schriftlichen Quellen stammen aus dem Mittelalter.

1156 wurde das Salzvorkommen zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Im Jahr 1232 überlässt – so der Text der betreffenden Urkunde – Albert III., Graf von Tirol, dem Hospiz Lengmoos große Mengen an Salz aus seiner Saline in Thaur.

Die Saline befand sich in Thaur, einem Ort in der Nähe von Hall. Erst später (nach 1275) dürfte sie nach Hall verlegt worden sein.

Nach bisherigem Forschungsstand wurde in den 1270-er Jahren das Laugverfahren eingeführt. Man trieb Stollen in den Berg (Oberberg, 1608 m Seehöhe), über die Wasser eingeleitet wurde, um das Salz aus dem Gestein zu lösen.

Das mit Salz angereicherte Wasser – die Sole – leitete man mittels Holzrohren zum Sudhaus („Pfannhaus“). Dieses befand sich in unmittelbarer Nähe des Inn. Quer über den Fluss errichtete man um 1300 einen Triftrechen, um aus dem Oberinntal getriftetes Holz aufzufangen, das am Innufer gestapelt wurde. Für die Salzversiedung benötigte man riesige Holzmengen.

Grabungsprojekt in St. Magdalena

2004 wurde mit dem Grabungsprojekt in St. Magdalena im Halltal, nördlich von Hall in Tirol, begonnen und bis 2012 jährlich fortgesetzt. Reste eines großen Ofens und enorme Mengen an Keramikbruch aus der Zeit um das 6. Jh. v. Chr. deuten auf eine gewerbliche Nutzung. Möglicherweise hat man in derartigen Öfen Salz durch Versiedung von Quellsole gewonnen. Dafür verwendete man vermutlich große Töpfe mit unter dem Rand umlaufenden Zierleisten. Endgültige Aussagen werden erst nach Auswertung der Funde möglich sein.

Im Umfeld der Grabungen wurde auch eine Gewandspange (Fibel) gefunden. Neben den Topfscherben stellt sie einen weiteren Beleg für die Begehung dieser Örtlichkeit um die Mitte des 1. Jtsd. v. Chr. dar.

Salzsiedetopf
Keramik, handaufgebaut
ca. 6. Jh. vor Chr.
Fundort St. Magdalena im Halltal, Foto: Stadtarchäologie Hall i.T.

Projekt „Aufarbeitung der keramischen Funde von St. Magdalena, Halltal“

Eine privat gesponserte Anstellung für Dr. Eva Maria Kummer erlaubte, mit der wissenschaftlichen Bearbeitung der etwa 300 kg Keramikfunde aus St. Magdalena zu beginnen. Etwa die Hälfte der rund 30.000 Fragmente wurde durchgesehen, inventarisiert, fotografiert und soweit möglich von unserem Restaurator zusammengefügt. Bisher sind etwa 750 Objekte gezeichnet und beschrieben.

Überwiegend handelt es sich um weitmundige, eher große Töpfe mit flachem Boden. Annähernd zu gleichen Teilen sind sie unverziert oder mit nahe dem Halsumbruch umlaufenden Kerbleisten dekoriert. Die unterschiedlichen Scherbenqualitäten der handaufgebauten Gefäße deuten auf abweichende Bedingungen bei der Herstellung. Sie kann nach ersten mineralogischen Untersuchungen der groben Steinchenmagerung nicht im Halltal erfolgt sein.

Salzsiedetopf, Zeichnung und Umzeichnung mit, 2018, Foto: Dr. Eva Maria Kummer

Zusätzliche naturwissenschaftliche Analysen könnten die naheliegende Zuweisung bestätigen, dass diese Gefäße vor etwa 2500 Jahren für das Versieden von Sole Verwendung fanden.

Arbeit im Depot der Stadtarchäologie Hall i.T., 2018, Foto: Dr. Eva Maria Kummer