Vereinsexkursion 2021 „Burg Heinfels“

25. September 2021
Vereinsexkursion
„Burg Heinfels“

2015 hatten wir die einmalige Gelegenheit die Burg Heinfels, die damals aufgrund ihrer Baufälligkeit für die Öffentlichkeit gesperrt war, zu besichtigen. Jetzt sechs Jahre später – frisch renoviert und zu neuem Leben erweckt – wollten wir der „Königin des Pustertals“ am Samstag, den 25. September 2021 erneut einen Besuch abstatten. 2020 konnte die geplante Vereinsexkursion leider nicht nur wetterbedingt sondern auch wegen Covid-19 nicht stattfinden. Um eventuellen neuen Maßnahmen und damit verbunden organisatorische Änderungen vorzugreifen, hatten wir uns anstelle einer gemeinsamen Fahrt in einem Reisebus für eine private Anreise mit Pkw entschieden. Voraussetzung für die Teilnahme war letztendlich ein aktueller 3G-Nachweis.

Für gewöhnlich steht unterwegs noch eine morgendliche Kaffeepause auf dem Programm unserer Exkursionen bevor der erste Besichtigungspunkt angesteuert wird. Da die Burgschenke leider ab 1. September für diese Saison schon geschlossen war, trafen sich sie meisten der Ausflügler:innen für den obligaten Kaffee im ca. fünf Autominuten von der Burg entfernten Loacker Café Heinfels.
Auf die restlichen Teilnehmer:innen stießen wir um 10:00 Uhr am vereinbarten Treffpunkt am Parkplatz Nord und gingen gemeinsam dann zur Burg hinauf. Die strategisch gut gelegene Wehranlage hat nicht nur eine abwechslungsreiche Besitzergeschichte hinter sich, sondern ist auch baugeschichtlich höchst eindrucksvoll.

Vereinsexkursion 2021 Burg Heinfels, Gruppenfoto vor der Burganlage, Foto: Stadtarchäologie Hall i.T.

Im Rahmen einer Spezialführung durch die Vermittlerin vor Ort und Landeskonservator Dipl.-Ing. Walter Hauser erkundeten wir die 1000 m² Innen- und Außenfläche des Burgmuseums und begaben uns auf eine Zeitreise durch 800 Jahre Burggeschichte. Mauern und Türme verbinden sich auf Heinfels in einzigartiger Weise mit den Bewohnern längst vergangener Zeiten. 1210 wurde auf dem Felsen der höchste Turm erbaut und markierte eine neue Herrschaft. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1243 und erwähnt Freisinger Ministerialen als Besitzer. Noch im 13. Jahrhundert erlangten die Grafen von Görz die Burg Heinfels durch Erbe und bauten diese, von 1275 an, zu einem wichtigen Stützpunkt aus. Die Burg Heinfels und das gleichnamige Landgericht entstanden auf dem Gebiet der bischöflich freisingischen Herrschaft Innichen. 1239 nennt sie Otto Welf aus dem Geschlecht der Welfsperger „de Hunenvelse“. <
Der Kernbau wurde im ersten Drittel des 13. Jahrhunderts errichtet und besteht aus dem am höchsten Punkt des Burgfelsens errichteten Bergfried, dem westlich daran angebauten Palas und den Ansätzen einer Richtung Westen ausstrahlenden Ringmauer. Heinfels ging noch im 13. Jahrhundert an die Görzer über, verblieb im Jahre 1271 im Teilungsvertrag zwischen den görzischen Brüdern Albert und Meinhard wider Vereinbarung im Besitz von Graf Meinhard II. von Tirol. Erst 1275 überließ sie Meinhard seinem Bruder Albert II. von Görz. Bis zum Aussterben der Görzer Linie war Heinfels der wichtigste Stützpunkt der Görzischen Herrschaft im Pustertal. Freistehend im Osten der Burganlage erhob sich einst – heute eingebunden in die östliche Ringmauer – ein quadratischer Wohnturm, in dem der Burggraf als Verwalter der Burg residierte. Die dem hl. Laurentius geweihte Burgkapelle, welche Reste von spätromanischen und gotischen Fresken enthält, wurde 1331 neu geweiht. Im Westen entstand 1367/68 über den Resten der alten Ringmauer ein mächtiger, dreigeschossiger Saalbau als neuer Wohnbereich. Er dominiert noch heute die Westfront der Burganlage. Noch unter den Görzern wurde die Burg im späten 15. Jahrhundert mit einer ausgedehnten Ringmauer und runden Ecktürmen befestigt.
Nach dem Aussterben der Görzer um 1500 gelangte Heinfels mit der gesamten Herrschaft an Kaiser Maximilian I. 1525 wurde Heinfels im Zuge der Bauernkriege von den eigenen Untertanen erstürmt und besetzt. Auf Heinfels befanden sich die landesfürstliche Rüstkammer, die Abgabenverzeichnisse, heilige Schätze und Verliese. Berühmte Gefangene von Heinfels waren der christliche Reformer Jakob Hutter und das der Zauberei beschuldigte Paar Thurn Urban und Ursula. Einzigartig sind die Sturmpfähle an der Ringmauer aus dem Jahr 1620. Sie sollten das Anlegen von Leitern und die Erstürmung verhindern.
Von 1654 bis 1783 befand sich die Burg im Besitz des königlichen Damenstiftes in Hall, wurde dann Staatseigentum. 1833 ging die Burg in den Besitz jener 18 Gemeinden über, die innerhalb des ehemaligen Gerichtes Heinfels lagen. Sie quartierten hier Arme und Obdachlose ein. Von 1880 bis 1910 diente die Burg zur Unterbringung des Militärs. Von der Marktgemeinde Sillian, seit 1936 alleiniger Inhaber, gelangte die Burg in Privatbesitz. Im Laufe des 18. Jahrhunderts setzte allmählich der Verfall der Burg ein. 1917 stürzte das Dach des Palas ein, 1928 jenes des Turmes, 1932 folgte der Einsturz der Westmauer des Palas. Die seit diesem Zeitpunkt ständig durchgeführten Sanierungsarbeiten beinhalten seit den 1990er Jahren neben der Sicherung der Bausubstanz auch die teilweise Rückführung einzelner Bauabschnitte in den ursprünglichen Zustand.
Im Jahre 2007 erwarb das Unternehmen Loacker in Abstimmung mit den Gemeinden Heinfels und Sillian die Burg Heinfels mit der Absicht einer Revitalisierung der Anlage. Im Vordergrund stand dabei, dass die Burg wieder öffentlich zugänglich gemacht werden und ein Mittelpunkt des öffentlichen Lebens im Hochpustertal werden soll, vor allem in kultureller und touristischer Hinsicht. Ziel ist dabei eine gemischte öffentliche und privatwirtschaftliche, gastronomische Nutzung. Um dies zu erreichen, war in einem ersten Schritt eine nachhaltige Grundsanierung von großer Dringlichkeit, um einen weiteren Verfall der Burganlage zu verhindern und diese für die kommenden Generationen als weithin sichtbare, mit Leben erfüllte Burganlage zu erhalten. Von 2016 bis 2020 erfolgte die aufwändige Restaurierung der Burg Heinfels und die Einrichtung eines Museums. Dies alles war nur durch eine gemeinsame und koordinierte Anstrengung von Seiten des Museumsvereins Burg Heinfels, des Landes Tirol, des Bundesdenkmalamtes, der Gemeinden des Hochpustertals, der Firma Loacker aber auch der lokalen Bevölkerung und Wirtschaft möglich.

Vereinsexkursion 2021 Burg Heinfels, Führung im neurestaurierten Burgteil, Foto: Stadtarchäologie Hall i.T.

Unser gemeinsames Mittagessen à la carte sollte ebenfalls in einem geschichtsträchtigen Hause stattfinden. Gleich unterhalb der Burg liegt der Ansitz Burg Heimfels. Gesicherte, historische Nachweise reichen bis in das 16. Jahrhundert zurück. Das unter Denkmalschutz stehende Haus wurde liebevoll und detailgetreu restauriert. Kaum tritt man durch die Eingangstüre des heutigen Gasthauses Burg Heimfels, fühlt man sich in eine längst vergangene Zeit versetzt. Nachdem wir am Vormittag den neurestaurierten Teil der Höhenburg, deren Türme, Säle, Wehrgänge, Burgkapelle, Innenhöfe besichtigt hatten und uns die Geschichte der Burg nicht nur durch eine spannende Führung, sondern auch mit Modellen, Animationen, Kurzfilmen und interaktiven Landkarten eindrucksvoll vermittelt wurde, wartete am Nachmittag noch ein besonderes Highlight in der Burg.

Teile der Burg befinden sich immer noch in Restaurierungs- und Renovierungsphase – hier soll ein kleines Hotel entstehen – und sind daher öffentlich nicht zugänglich. Dank Dipl.-Ing. Walter Hauser durften wir diese Baustelle betreten und einen Blick auf Keller und künftig neue Räume werfen.

Vereinsexkursion 2021, Burg Heinfels, Besichtigung der Baustelle, Foto: Stadtarchäologie Hall i.T.