Juni 2021 bis November 2022:
Leihgaben
für die Wanderausstellung „Der böse Weg. Die europäische Verkehrsader über den Reschen“
Für das Jahr 2021 hat die Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino ein gemeinsames Museumsjahr zum Thema „Transport – Transit – Mobilität“ ausgerufen. Der Bezirksmuseumsverein Landeck hat sich daher dem Verkehr auf der sogenannten „Oberen Straße“ über den Reschen angenommen und so entstand das Ausstellungsprojekt mit Unterstützung von Bund, Land und Europäischer Union (Interreg), in Kooperation mit ARGE ALP und Land Tirol/ Abteilung Mobilitätsplanung. Kuratiert wurde die Wanderausstellung, die die 2.000 Jahre alte Verbindung über den Reschen beleuchtet, von Dr. Sylvia Mader. Die Dauer der Ausstellung wird sich über zwei Jahre strecken und so machte sie vom 26. Juni bis 25. Juli 2021 Halt auf Schloss Landeck und vom 2. August bis 30. September 2021 auf der Zoll-Burg Altfinstermünz in Nauders. Für 2022 sind das Museum im Ballhaus in Imst, das Museum Vinschger Oberland in Graun und das Schloss Sigmundsried, in Ried im Oberinntal als Ausstellungsorte geplant.
Namensgebend war die Aussage mit den Worten „die strassen tuiff und pös sein“ des landesfürstlichen Hofbaumeisters Jörg Kölderer über den Straßenzustand anlässlich der Inspektion am Reschenpass im Jahre 1524. „Der böse Weg“, wie er vernichtend urteilte, hat an Bedeutung aber nichts eingebüßt. Gleichsam als Nachfolgerin der antiken Via Claudia Augusta besteht diese Straße mit einigen Abänderungen bis heute. Durchzugsstraßen waren für Tirol seit jeher von großer Bedeutung und trugen einen nicht unwesentlichen Teil zum Einkommen der Landesfürsten bei. Die Reschenroute als europäische Verkehrsader in ihrer Verlängerung die Nordsee mit dem Mittelmeer, wo über Venedigs Hafen exotische Waren aus dem Orient Richtung Norden gehandelt wurden, während Pelze und Wolle aus dem Norden Richtung Süden transportiert wurden. Straßen boten den Menschen Arbeit und schufen Wohlstand, sie ermöglichten als Tor zu einer fremden Welt Einblick in unbekannte Kulturen – und einen Austausch damit.
In einzelnen Kapiteln erzählt die Ausstellung über „Eine 2000 Jahre alte Verbindung“ oder erklärt, „Warum einer eine Reise tut“ und dass der Alpenpass „Keine Barriere für die Kunst“ ist. Davon zeugen Kunstwerke wie die im Ballhaus befindliche „Anna Selbdritt“ von Jörg Lederer oder „Gottvater“ von Hans Patsch (Leihgabe Bezirksmuseumsverein Landeck) sowie Werke zeitgenössischer Künstler (Erich Horvath, Christoph Mathoy, Peter Assmann, Direktor der Tiroler Landesmuseen). Doch auch negative Aspekte der Alpentransversale werden thematisier „Die Pest kommt mit den Reisenden“. Als sich 1348 der „Schwarze Tod“ entlang der Transitroute ausbreitete, kam die Wirtschaft zum Erliegen und die Straßen waren nur noch von Wallfahrern und Flagellanten bevölkert, die mit ihren Bußprozessionen die Seuche abwenden wollten.
Parallel dazu existieren seit dem 19. Jahrhundert Bahnprojekte, die nie realisiert wurden, aber unter der gegenwärtigen Klimakrise wieder im Gespräch sind. Historische Pläne der Finstermünzbahn (1891) und der Vinschgaubahn werden erstmals in Altfinstermünz gezeigt. Pläne von der Reschenscheideckbahn (1918) ergänzen die Fotos vom Bahnbau und die Modelle von der „Vinschgerbahn”. Die Inszenierung eines Saumtieres und einer Litfaßsäule mit landesfürstlichen
Straßen- und Zollverordnungen vermitteln den Besucher:innen einen Blick zurück. Das Museum Stadtarchäologie Hall stellt eine Pilgerflasche, die bei Grabungen am Gelände der ehemaligen Glashütte Hall (1534 – 1635) ans Tageslicht gekommen ist, als Leihgabe zur Verfügung. Die exklusive, in Hall hergestellte Rippenflasche war für Pilger:innen aus der Oberschicht bestimmt, einfachere Leute nahmen ihren Wasservorrat in Keramikflaschen mit.
