erHALLten Schneiderkapelle

Samstag, 25. November 2023
erHALLten. erforschen – erhalten – erzählen 
Schneiderkapelle

Die online Voranmeldung ist leider abgeschlossen, restliche Platzkarten werden vor Ort ab 8:30 Uhr für die einzelnen Führungen vergeben.

Mit dem Ende der Ausgrabungen in der Schneiderkapelle lädt die Stadtarchäologie Hall in Tirol wieder zu einem erHALLten. erforschen – erhalten – erzählen“ am 25. November 2023 auf die Grabungs-Baustelle. Es ist die letzte und einzige Gelegenheit, die nun vollständig freigelegten mittelalterlichen Räumlichkeiten in ihrer Gesamtheit besichtigen zu können.

Blick auf freigelegte Grabungsschichten in der Schneiderkapelle, 2023, Foto: Gregor Jenewein

Seit dem Jahr 2015 macht die Stadtarchäologie Hall in Tirol herausragende Revitalisierungsprojekte in der Haller Altstadt für die Öffentlichkeit zugänglich. Im Rahmen des Formats erHALLten vermitteln Fachleute, Hausbesitzer und Planer durch Führungen und Präsentationen neue Erkenntnisse zur Vergangenheit und Visionen für die Zukunft von im Umbau befindlichen Objekten.

Zeit: Samstag, 25. November 2023, 9:00 – 13:00 Uhr
Ort:
 Schneiderkapelle, Franz-Reinisch-Platz, südlich der Pfarrkirche St. Nikolaus, 6060 Hall in Tirol
Führungen: halbstündlich ab 9:00 Uhr nur mit Voranmeldung oder Platzkarten, die am Checkpoint bitte vorher abzuholen sind
Alexander Zanesco (Stadtarchäologe und Stadthistoriker)
Matthias Berger (Architekt)
Partner: Pfarre St. Nikolaus und Bundesdenkmalamt, Landeskonservatorat für Tirol
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 Wir öffnen die Grabungs-Baustelle Schneiderkapelle:

Die ehemalige Schneiderkapelle südlich der Stadtpfarrkirche St. Nikolaus war zuletzt vor zwei Jahren im Rahmen eines „erHALLten“ öffentlich zugänglich. Besucher:innen blickten fasziniert auf wiederentdeckte gotische Fresken und die laufenden Ausgrabungen. Nach einer längeren Unterbrechung konnten die Arbeiten nun fortgesetzt werden. Vor uns steht ein weitgehend in seinem ursprünglichen Zustand überliefertes Gebäude des frühen 14. Jahrhunderts. Etwa 90 Jahre nach seiner Errichtung wurde in das oberste Geschoß eine Kapelle zu Unserer Lieben Frau eingebaut, die als „Schneiderkirchlein“ bekannt ist. Wenig später füllte man die unteren Geschoße auf und gestaltete die Kapelle mit großem Aufwand neu. Seitdem hat diese Räume niemand mehr betreten – bis heute.
Anfang des 15. Jahrhunderts erbauten Hainrich Reichsneider und seine Frau Elspeth die Kapelle zu Unserer Lieben Frau, später Schneiderkapelle genannt. Spätestens ab 1411 verwaltete Elspeth die Stiftung mit ihrem zweiten Ehemann, Hans Sighart. Seit 1417 ist auch eine Bruderschaft zu dieser Kapelle bekannt. Sie spielte im öffentlichen Leben Halls eine große Rolle. Prominentestes Mitglied war Eleonore von Schottland, Gemahlin Herzog Sigmunds.
Um 1430 wurde die Kapelle umgebaut und prächtig ausgemalt. Noch 1597 ließ sie der Schneider und Bürger Wolfgang Prem neuerlich renovieren. Vermutlich stammt von daher die Bezeichnung „Schneiderkirchlein“. Ein an die Kapellenwand gemaltes Schneiderwappen könnte darauf zurückgehen. Es ist heute wieder zu sehen.
1832/33 wurde die Kapelle mit Nachbargebäuden zu einem Lagerraum umgebaut, wovon sie selbst nur knapp die Hälfte einnimmt. Dabei trug man die Kapellenmauern großteils ab. Nur die Südwand und Teile der Westwand blieben erhalten. Sie zeigen reichen Freskenschmuck, der von Übermalungen noch befreit werden muss. Was jetzt noch zu sehen ist, lässt eine einst großartige Ausmalung der gesamten Kapelle annehmen.
Die sichtbaren Fragmente gliedern sich in drei Register. Das unterste nimmt ein durchlaufender Wandbehang ein, unterbrochen nur von einer Darstellung der Alexiuslegende. In der Mitte sind Heilige unter Architekturbögen als Brustbilder zu sehen. Im obersten Drittel ist ein gleichartiger Fries mit Darstellungen übermalt, deren Inhalte mit den Stiftern und der Bruderschaft zusammenhängen dürften.
Mit der Renovierung dieser Fresken und Räumlichkeiten erhält Hall zweifellos ein neues Juwel, das viele Besucher:innen anziehen wird. Die Grabungsergebnisse dürften auch für die Stadtgeschichte von einiger Bedeutung sein. Darüber hinaus hat die aktuelle Forschung den Umbau des seit 1832 profanierten Gebäudes zum Kulturzentrum der Pfarre wesentlich geprägt. Daher wird auch umfassend über das Bauvorhaben informiert.

Am 25. November berichten von 9:00 bis 13:00 Uhr halbstündlich der Archäologe Alexander Zanesco und der Architekt Matthias Berger über Grabungsergebnisse und Planungen für den Umbau zum Kulturzentrum der Pfarre St. Nikolaus.

online Voranmeldung unter: erHALLten Schneiderkapelle
oder:
Platzkarten zu den einzelnen Führungen können ab 8:30 Uhr an der Grabungsstelle abgeholt werden. Die Teilnehmerzahl je Führung ist begrenzt.

 

Unscheinbare Außenansicht der Schneiderkapelle in Hall in Tirol, Foto: Stadtarchäologie Hall i.T.

 

Fast 600 Jahre alte Fresken in der Schneiderkapelle in Hall in Tirol, Foto: Stadtarchäologie Hall i.T.