Führungen am Tag der offenen Rathaustür, 2019

16. März 2019
Führungen
am Tag der offenen Rathaustür

Wie in den vergangenen Jahren wurde der „Tag der offenen Rathaustür“ auch 2019 einem besonderen historischen Thema gewidmet: Kaiser Maximilian I. (1459-1519). Kaum ein Herrscher seiner Zeit ist einer breiten Bevölkerung bekannter und kaum ein anderer hat auch gezielter an seinem Ruf und Nachruf gearbeitet wie der Habsburger Maximilian. Dabei stand ein Ziel im Vordergrund, das Kaisertum des „Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation“ an seine Familie zu binden und ihren Machtbereich auszudehnen. Unter dem Eindruck europäischer Entdeckungen in Asien und Amerika meinte er gar als Verwandter der portugiesischen und spanischen Könige für seine Dynastie nach der Herrschaft über die ganze bekannte Welt greifen zu können. Auch wenn er selbst die Früchte seiner Bemühungen nicht mehr ernten konnte, erstreckte sich das Reich seines Enkels Karl V. so weit, dass die Sonne darin nicht unterging und der Kaisertitel blieb den Habsburgern über Jahrhunderte erhalten. Der Draufgänger und Stratege Maximilian verfolgte diese Ziele kompromisslos bis hin zum „Staatsbankrott“. Eine wichtige Geldquelle waren ihm dabei die Bergreichtümer des zentral gelegenen Tirols. Wie schon Sigmund der Münzreiche verpfändete auch er zusehends Rechte am Schwazer Silber, das in Hall zu Münzen geprägt wurde, an seine wichtigsten Geldgeber, v. a. die Fugger aus Augsburg. Sie betrieben daher auch in Hall eine Niederlassung. Die Haller Saline übernahm mehr und mehr finanzielle Verpflichtungen des Landesherrn. Die Stadt Hall und seine Bürger waren ihm ebenfalls wichtige Geldgeber. Auf solche Verbindlichkeiten dürfte auch die Besserung des Haller Stadtwappens im Jahr 1501 zurückgehen. Als Herrscher ohne dauerhafte Residenz kam Maximilian nicht selten durch unser Land und verweilte auch häufig in Hall. Die Stadt empfing 1503 seinen gerade zum König von Kastilien ernannten Sohn Philipp den Schönen. Er traf in Tirol mit großem Gefolge, mit 600 Pferden und vergoldeten und verbrämten Prunkwagen ein. 1507 wollte Maximilian nach dem Tod Philipps „am Turm in Hall“ einen entsprechenden Triumphwagen gemalt wissen. In der Burg Hasegg hatte Maximilian 1494 seine Hochzeit mit der Mailänderin Bianca Maria Sforza vollzogen. Hier ließ er 1515 die bekannte Georgskapelle bauen und empfing auch internationale Gesandtschaften, etwa jene des Zaren Wasilii III. im Jahr 1518. Nicht zufällig wird daher einer seiner engsten Vertrauten, Ritter Florian von Waldauf zu Waldenstein, seine umfangreiche Stiftung gerade in Hall getätigt haben. Hall war also eine wichtige Station für Maximilian und immer wieder fand er sich auch im Rathaus ein. Gemäß seiner ursprünglichen Bestimmung standen ihm und seiner Familie die Türen des Rathauses jederzeit offen. Und auch wenn dabei oft die Politik im Vordergrund stand, ging es nicht selten um reines Vergnügen im „Tanzhaus“ der Stadt. Ehrengaben wie Fisch, Wein, Geld und Pretiosen betonten zu solchen Anlässen die Ergebenheit der Bürgerschaft – und Wildbret die Gewogenheit des Landesfürsten. Dieser äußere Rahmen gab nicht selten auch die Kulisse für Beratungen mit seinen Vertrauten und diplomatischen Delegationen.

Mag. Dr. Alexander Zanesco erklärt die Exponate beim Tag der offenen Rathaustür 2019, Foto: Manuel Richter, Online Ausgabe Bezirksblätter.

Einer alten Tradition der Gastfreundschaft folgend, lud Bürgermeisterin Dr. Eva Maria Posch am 16. März 2019 zur Besichtigung des Rathauses ein. Die historischen Räumlichkeiten des Rathauses waren frei und mit Führungen zugänglich und wertvolle Exponate und Schautafeln zu seiner Geschichte wurden gezeigt.  Mag. Dr. Alexander Zanesco führte nicht nur durch das Rathaus, sondern, präsentierte auch auf einem Großbildschirm die neue Hall360Tirol – eine virtuelle Zeitreise Station „Tanzsaal im Rathaus“ und konnte auf diese Weise den Interessierten einen direkten Blick in die Vergangenheit bieten.  Während die FührungsteilnehmerInnen im Rathaus auf eine digitale Zeitreise gingen, herrschte auf den Straßen ebenfalls ein buntes Treiben, das die BesucherInnen ins Mittelalter und in die frühe Neuzeit versetzen sollte: Mittelaltergruppen führten Schaukämpfe und Tänze auf und auch Hofnarr Kunz von der Rosen – gespielt von Christof Habringer, unterhielt die Bevölkerung.

Präsentation der Hall360Tirol Station Tanzsaal im Rahmen des „Tag der offen Rathaustür“, Foto: Stadtarchäologie Hall i.T.