Projekt Hall360Tirol – eine virtuelle Zeitreise, 2019

2019
Projekt 
„Hall360Tirol – eine virtuelle Zeitreise“

Neuerungen 2019
Neben der laufenden Betreuung und Verbesserungen der bereits bestehenden Stationen wurde an der Entwicklung eines neuen Erscheinungsbildes gearbeitet. Die Menüführung wurde erneut etwas verbessert und vereinfacht. Die bisherige Stationenauswahl an der Glasfront im Museum wurde gegen eine Art Ständersystem ausgetauscht, die kreisförmig im Innenraum des Museums aufgestellt ist. Bisher waren immer nur vier Stationen sichtbar und man musste auf einen Pfeil klicken um zur nächsten zu gelangen. Die neue Darstellungsart zeigt mittels eines 360 Grad Schwenk alle bisherigen Stationen gleichzeitig und aufgrund des vorhandenen Platzes kann dieses Navigationsmenü stets erweitert werden. Für den Nutzer ist es sofort ersichtbar, wenn ein neuer Standort hinzugekommen ist.

Screenshot Hall360Tirol, neues Navigationsmenü zur Stationenauswahl, 2019

Drei neue Stationen
Anlässlich des für 2019 vom Land Tirol ausgerufenen Jubiläumsjahrs zum Tod Kaiser Maximilians I. wurde seit September 2018 im Auftrag der Stadt Hall an drei neuen Stationen gearbeitet, die in einem konkreten Bezug zu Maximilian stehen: die Station Georgskapelle in der Burg Hasegg“, die Station „Stadtmauer“ und die Station „Tanzsaal im Rathaus“.

Die Station Georgskapelle beinhaltet neben bekannten 360°-Panorama-Aufnahme detaillierte Informationen zur Baugeschichte und Architektur sowie Rekonstruktionen zur Ausstattung zur Zeit Kaiser Maximilians. Mittels Zeitsprungbutton kann man zwischen dem heutigen Zustand und der Rekonstruktion hin und her springen. Der Kaiser selbst erwartet die Besucher in seiner Kapelle von 1515.
Wenn der Kaiser auf seinen nicht seltenen Reisen durch Tirol in Hall übernachtete, tat er das in der Burg Hasegg. Hier zelebrierte er und seine zweite Gemahlin Bianca Maria Sforza (1472 – 1510) am 10. März 1494 ihr erstes Beilager als Teil der umfangreichen Hochzeitsfeierlichkeiten. Seine privaten Gemächer lagen zumindest in späteren Jahren im zweiten Obergeschoss an der Münzergasse. Zwanzig Jahre später gaben die etwas schwierigen Zugänglichkeit der Burgkapelle und die feuergefährlichen Holzböden in den Gemächern des alten Kaisers Anlass zu einem Umbau. Im Jahr 1515 wurden die Hofmauerer Gregor und Nikolaus Thüring, Vater und Sohn mit diesen Arbeiten beauftragt. Nach ihren Plänen entstand die Georgskapelle. Die neue Kapelle lag am Weg vom Burghof zu Maximilians privaten Räumen. Eine Luke im Gewölbe erlaubte es ihm, an den Gottesdiensten teilzunehmen, ohne seine Zimmer verlassen zu müssen.
Bescheiden war die Ausstattung. Das Inventar von 1535 vermerkt einen tragbaren Altar worauf der in Holz geschnitzte vergoldete Hl. Georg stand. Im Raum befanden sich acht Kniebänke, ein Betstuhl, ein Sessel und ein Notenpult für den Chor. Dazu kamen ein Kruzifix, zwei Messingleuchter, zwei Holzleuchter, ein Kelch mit Zubehör ein Messingrauchfass, ein Kupferkessel für Weihwasser, zwei Opferkännchen aus Zinn und ein Messingglöckchen zur Wandlung. Weiters besaß die Kapelle drei Altartücher, ein rotgrünes Messgewand aus Damast und drei Alabasterbildchen. Zur Messe dienten ein auf Pergament handgeschriebenes und illuminiertes Messbuch mit Pult und ein auf Papier gedrucktes Messbuch. Die heutige Einrichtung stammt aus dem 18. Jahrhundert.

Screenshot Hall360Tirol Station Georgskapelle, 2019

Für die Station Stadtmauer wurde eine 360° Panorama-Aufnahme des aktuellen Bestandes im Bereich der nördlichen Stadtmauer und des Stadtgrabens zwischen Milser- und Absamertor angefertigt. Für die Zeitsprungüberblendung wurden Rekonstruktionen zu den Ein- und Anbauten in der Zeit Maximilians vorgenommen: Zwingermauer, Türme, Stadtgraben etc. und mit Informationstexten versehen.  Die Stadtmauer diente nicht nur als eigentliches und kaum überwindbares Bollwerk gegen mögliche Angriffe, sie galt auch als Symbol für städtische Wehrhaftigkeit und Eigenständigkeit. Über die Jahrhunderte wurde immer wieder daran gearbeitet und verbessert. Daher sind deutlich verschiedene Ausbauphasen zu erkennen. Das oberste Geschoß mit seinem Schlüsselscharten und Schießluken entstand während des „Schweizerkrieges“ 1499 bzw. wurde in dieser Zeit erneuert. Es datiert also in die Regierungszeit Maximilians I. An der Rückseite der Mauer verlief ein Wehrgang dessen Reste nach manchen Stellen noch zu erkennen sind. Von dort wurden die Schießöffnungen bedient.
Die Zwingermauer diente als weiteres Hindernis gegen eine mögliche Erstürmung der Stadt. Sie verlief etwa drei bis fünf Meter vor der Stadtmauer und begrenzte mit dieser den sogenannten Zwinger. Der etwa 15 m breite und 5 m tiefe Stadtgraben, der von zwei Grabenmauern begrenzt war, stellte ein weiteres bedeutendes Annäherungshindernis dar. Eine Flutung mit Wasser war in diesem Abschnitt nicht möglich, im Gegenteil, in den Aufzeichnungen wird eine Nutzung von Gärten und Hütten erwähnt. Am Ende der Regierungszeit Maximilians soll dort auch ein Hirschgehege existiert haben.

Screenshot Hall360Tirol Station Stadtmauer, 2019.

Für die dritte Station „Tanzsaal im Rathaus“ waren intensive historische Recherchen zur Entwicklung des sog. „Tanzhauses“ im zweiten Stockwerk des Haller Rathauses nötig. Anhand der städtischen Rechnungsbücher und mittels Vergleiche konnte der Saal in seinen wesentlichen Zügen als 3D Nachbildung rekonstruiert werden. Moderne Technik schafft einen räumlichen Eindruck und macht ihn virtuell begehbar.
Die Gruppe „La Danza München“, ein Ensemble für historische Tänze, belebt den Raum durch einen Tanz, der auch zu Lebzeiten Maximilians hier aufgeführt worden sein könnte. Zusätzliche Informationen zur Geschichte des Tanzhauses ergänzen diese Station. Nach dem großen Stadtbrand von 1447 wurde das Haller Rathaus von Grund auf renoviert. Damals erhielt es die Gestalt, in der es uns überliefert ist. Das zweite Obergeschoss wurde bis 1910 von einem großen Saal eingenommen. In den Quellen zunächst als „große Stube“ bezeichnet, wird er später als „Tanzhaus“ und „Pelzbühne“ bekannt, worin seine hauptsächlichen Nutzungen zum Ausdruck kommen. Immer wieder diente der Raum für Empfänge, Feierlichkeiten und Zusammenkünfte. Auch Maximilian I. und sein Sohn Erzherzog Philipp haben mit ihrem Gefolge gelegentlich hier getanzt. Zu Marktzeiten dient der Raum dem Verkauf von Kürschnerwaren wie Pelzmänteln.

Screenshot Hall360Tirol Station Tanzsaal im Rathaus; Gruppe “La Danza München”, 2019.
Mitglieder der Gruppe „La Danza München“ in ihren historischen Kostümen, 2019, Foto: Jadwiga Nowaczek