Depotarbeit 2018

Jänner bis Dezember 2018
Depotarbeit
Freiwilligenarbeit in der Stadtarchäologie Hall

Wie all die Jahre zuvor, versuchte unser Team von freiwilligen MitarbeiterInnen auch 2018 die während der archäologischen Grabungen geborgenen Fundobjekte so schnell wie möglich – oft auch schon während der Grabung, zu sortieren, zu reinigen, zu beschriften, zu inventarisieren und bestmöglich zur kulturgütergerechten Erhaltung zu versorgen und sie einer fachgerechten Aufbewahrung zuzuführen.
Da 2018 nur wenige Grabungen stattfanden, war der Neuzugang von Funden ins Depot nicht allzu viel und so konnte sich das Team auf die Sichtung, Sortierung und Kontrolle von Altgrabungen in Hall konzentrieren. Um den Zustand der Fundsammlung nach der Übersiedlung ins neue Depot im Damenstift zu erfassen, werden nach und nach sämtliche Kisten, Schachteln, wassergefüllte Container und Kübel mittels Fundlisten überprüft und Objekte für die Restaurierung, Ausstellungen und Publikationen vorbereitet. Die Aufstellung erfolgt nach Grabungsorten sortiert in Fundgattungen, die Fundlisten werden digital auf den neuesten Stand gebracht. Funde aus über 50 Grabungen und Bauforschungsprojekten in Hall sind dabei zu erfassen.

Um einen Überblick zum Fundinventar der einzelnen Grabungen zu erhalten, werden sämtliche Funde nach Fundgattungen (Glas, Keramik, Ofenkeramik, Knochen, Metall, Buntmetall, Ziegel, …. Kleinfunde) und Fundnummern sortiert aufgelegt und fotografiert. Damit ist es möglich, die Suche nach bestimmten Objekten, wie speziellen Glasbzw. Keramikformen oder einzelne Kleinfunde vorerst in den Bilddateien am Computer vorzunehmen, was ein mehrfaches Bewegen, Ein- und Auspacken der oft filigranen Objekte erspart und gezieltes Entnehmen ermöglicht. Da viele der Grabungsinventare jeweils mehr als 20.000 Einzelobjekte / – Fragmente umfassen, sollen diese zwar leicht zugänglich sein, aber sie können nicht alle in der Museumsdatenbank erfasst werden. Gleichzeitig werden bei dieser Sichtung Fragmente zu Objekten sortiert und zur Restaurierung vorbereitet, bzw. besondere Objekte für die Museumsdatenbank ausgewählt. Zahlreiche schon sortierte Objekte harren ihrer Restaurierung, die erst nach Maßgabe von Mitteln erfolgen kann. Nach erfolgter Restaurierung werden neue Objekte in die Museumsdatenbank eingepflegt, d. h. der Gegenstand wird dokumentiert, fotografiert, vermessen, beschrieben, stil- und zeitmäßig eingeordnet. Diese Arbeit erfordert auch eine ständige Weiterbildung bzw. Zugriff auf Literatur und andere Objektdatenbanken. Etwa 1600 restaurierte Objekte aus Haller Grabungen sind derzeit in der Tiroler Museumsdatenbank verzeichnet und dienen vor allem der leichteren Suche bzw. Auswahl im Leihverkehr mit anderen Museen.

Ehrenamtliche Mitarbeiterinnen beim Ordnen, Kontrollieren, Dokumentieren, Zusammenfügen und Verpacken von Fundmaterial, 2018, Foto: Stadtarchäologie Hall i.T.

Das Depot der Stadtarchäologie mit seiner umfangreichen Sammlung von archäologischen Fundstücken dient auch zur Vorbereitung von Restaurierungs-, Forschungs- und Publikationsprojekten, die teilweise in Kooperation mit befreundeten Institutionen wie insbesondere der Universität Innsbruck abgewickelt werden. Damit wird beispielsweise StudentInnen die Möglichkeit geboten, die Sammlungen nicht nur zu besuchen, sondern selbst Erfahrung in der Fundbearbeitung zu gewinnen.
Zu diesem Zwecke konnten auch zwei größere Tische ins Depot eingebaut werden, um Funde großflächig zum Sortieren, Vergleichen bzw. Bearbeiten auflegen zu können. Durch das freundliche Entgegenkommen der Schwestern im Stift, durfte eine 8 m³ Lieferung von Schachteln im Stift gelagert werden, um den Arbeitsraum im Depot nicht noch mehr einzuschränken. Das Depot außer Haus stellt die freiwilligen Mitarbeiter nicht nur vor neue, vor allem logistische Herausforderungen, sondern durch die Aufgabe des Depots im Haus wurde die Stadtarchäologie einer ihrer meistbeachteten Fähigkeiten beraubt – bei Vorträgen, Tagungen und Veranstaltungen in den Räumlichkeiten der Burg Hasegg sofort auf die Nachfrage nach bestimmten Objekten reagieren zu können, um diese dem interessierten, nicht nur dem Fachpublikum, vorzulegen. Diese Möglichkeit der Sichtung zahlreicher Objekte ist im neuen Depot auf Grund seiner Beengtheit nur sehr kleinen Gruppen und in beschränktem Umfang möglich.

Zwei der Freiwilligen sind ausgebildete Archäologinnen, die derzeit an ihren Dissertationen zu Haller Themen arbeiten: Sole/Salzverarbeitung im Halltal in der Eisenzeit und frühneuzeitliche Glashütte Hall. Andere haben durch freiwillige Mitarbeit auf Grabungen, die Schulung durch Mag. Dr. Zanesco und Teilnahme an archäologischen bzw. museumstechnischen Kursen umfangreiches Wissen erworben und durch bis zu zwanzigjährige Mitarbeit eine große Praxiserfahrung. Hochgerechnet übers Jahr ersetzen die Freiwilligen mindestens eine Vollzeitbeschäftigung, die sonst nicht zu finanzieren wäre. Darüber hinaus gibt es aber in diesem Bereich auch laufenden Austausch mit anderen Fachinstitutionen, sowie werden Veranstaltungen der Universität, der Archäologischen Gesellschaft und des Bundesdenkmalamtes regelmäßig besucht. Auf der Messe MONUMENTO in Salzburg, dem internationale Branchentreffpunkt für Kulturerbe, Denkmalpflege, Restaurierung, Handwerk, Instandsetzung und Konservierung konnten zahlreich Bezugsquellen und Informationen, sowie Tipps aus erster Hand für die Arbeit im Depot gewonnen werden. Da Freiwillige und MitarbeiterInnen des wissenschaftlichen Leiters der Stadtarchäologie Hall, Mag. Dr. Alexander Zanesco, ihr Wissen aus einem umfangreichen Sammlungs- und Erfahrungsschatz schöpfen können, waren und sind sie nicht nur in Hall, sondern auch außerhalb in zahlreichen Projekten ein gesuchtes Grabungs- bzw. Fundbearbeitungsteam. So arbeitete ein Team von sieben Freiwilligen nach einer Führung durch das heimatkundliche Museum im Metzgerhaus zwei Tage in Kirchdorf, um die zahlreichen Keramikfunde aus der Grabung Herrenhauswand zu beschriften.