12. September 2015
Vereinsexkursion
„Lienz/Osttirol“
Fixer Programmpunkt im Herbst ist unsere alljährliche Vereinsexkursion, die wir für unsere Mitglieder und Interessierte – organisiert von Mag. Alexandra Müller-Krassnitzer – anbieten.
Am am 12. September 2015 starteten wir schon recht zeitig in der Früh unsere Fahrt nach Lienz in Osttirol. Auf dem Weg dorthin führte uns der erste Programmpunkt auf die Burg Heinfels. Eine einmalige Gelegenheit, denn diese Anlage ist leider derzeit aufgrund der Baufälligkeit für die Öffentlichkeit gesperrt. Die strategisch gut gelegene Wehranlage hat nicht nur eine abwechslungsreiche Besitzergeschichte hinter sich, sondern ist auch baugeschichtlich höchst eindrucksvoll. Kein Wunder dass dieses markante Wahrzeichen des östlichen Pustertals auch gerne im Volksmund als die „Königin des Pustertals“ bezeichnet wird. Es hat zwar schon ein bisschen der Zahn der Zeit an ihr genagt, aber dies schmälerte nicht die Eindrücke, die wir an diesem Tag gewinnen konnten.
Die Exkursion führte dann weiter nach Lienz zum Südbahnheizhaus. In den letzten Jahren wurde das 144 Jahre alte, unter Denkmalschutz stehende Lienzer Heizhaus instand gesetzt und revitalisiert. Im April dieses Jahres fand die feierliche Einweihung der in ein außergewöhnliches Museum umgewandelten alte Lienzer Lokomotivremise statt. Neben der Unterbringung von alten Dampf- und Elektroloks sowie Signalanlagen wird dieser einzige erhaltene Langlokschuppen der ehemaligen k.u.k. privaten Südbahn-Gesellschaft auch für Sonderausstellungen genützt.
Zum 70. Gedenkjahr der Lienzer Kosakentragödie bzw. Tragödie an der Drau wurde die Ausstellung „Einst Flüchtling – heute Tourist“ konzipiert und im Südbahnheizhaus in Lienz vom 4. Juni bis 15. September 2015 gezeigt. Ein Team von Wissenschaftlern unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Harald Stadler hat sich Aufgabe gestellt, an die tragische Zwangsauslieferung von rund 25.000 Kosaken (Männer, Frauen und Kinder) vor 70 Jahren durch Teile der britischen Armee an die Sowjets Ende Mai/Anfang Juni 1945 zu erinnern. Originalexponate, 25 Schautafeln, Filme, einem Hörbeispiel und drei adaptierten Waggons – je einer ist der Perspektive der Kosaken, der Briten und der Osttiroler gewidmet – bieten völlig neue Einblicke in das dunkle Kapitel der Geschichte.
Nach dem dreigängigen Mittagsmenü im Gasthof Gribelehof, der uns nicht nur kulinarisch verwöhnte, sondern auch eine wunderbare Aussicht auf Lienz bot, ging es weiter mit einer Führung zu Kosakenfundstellen.
Wir besichtigten den Kosakenfriedhof und die im Sommer 2015 neu errichtete Gedenkkapelle in der Lienzer Peggetz. Auf diesem Friedhof sind Kosaken begraben, die in einem Feldlager am nördlichen Ufer der Drau bei Lienz in Osttirol im Frühjahr 1945 gestorben sind, als das Kosakenlager von der britischen Armee geräumt wurde. In 28 Gräbern liegen dort etwa 300 Kosaken. Es handelte sich um militärische Einheiten und ihren Tross, die vor den Tito Partisanen aus dem nördlichen Jugoslawien über Italien nach Österreich geflohen waren. Auf Veranlassung und mit Hilfe der Russisch-orthodoxen Auslandskirche sowie der örtlichen Kirche wurde bereits im Juni 1945 in Lienz, in der Peggetz, ein Kosakenfriedhof angelegt.
Dipl.-Ing. Walter Hauser und Univ. Prof. Dr. Harald Stadler hatten sich bereit erklärt uns vor Ort zu führen, ihr Wissen zu vermitteln und ihre Erkenntnisse bzw. Forschungsergebnisse zu präsentieren. Somit hatten die ExkursionsteilnehmerInnen einen spannenden und erlebnisreichen Tag mit vielen bleibenden Eindrücken.
Programm_Vereinsexkursion_Lienz/Osttirol_2015