Erweiterung Dauerausstellung Glas/Haller Glashütte

ab 23. Oktober 2014
Erweiterung Dauerausstellung
Glas/Haller Glashütte

Im Herbst dieses Jahres konnte die Erweiterung der Dauerausstellung zum Thema Glas/Haller Glashütte fertiggestellt werden.  Kuratiert wurde sie von Dr. Sylvia Mader und gestalterisch umgesetzt von Bmst. Ing. Wolfgang Mader.

Erweiterung der Dauerausstellung zum Thema Glas/Haller Glashütte, 2014, Foto: Stadtarchäologie Hall i.T.

Die Glashütte Hall in Tirol (1534-1635) zählte europaweit zu den wenigen Produktionsstätten, die im 16. Jahrhundert über die Kompetenz  zur Erzeugung von farblosem Glas verfügten. Obwohl sie nur an die 100 Jahre in Betrieb war gilt die Haller Glashütte als eine Manufaktur von europäischem Rang. Ihre ästhetischen Spitzenleistungen waren äußerst beliebt am Habsburger Hof, bei Adeligen und vornehmen Patriziern.

Bei den nunmehr im Museum Stadtarchäologie dauerhaft ausgestellten Trinkgläsern und Flaschen handelt es sich um Gebrauchsgeschirr. Zahlreiche Arbeitsschritte waren für Restaurator Chris Moser nötig, um die bei der archäologischen Grabung 2008-2009 geborgenen Fragmente wissenschaftlich aufzubereiten und wieder zu Trinkgläsern in Renaissance-Formen, Pilgerflaschen u.a. zusammen zusetzen. Weiters sind ein Glasschmelztopf und wichtige Rohmaterialien zur Glaserzeugung zu sehen.

Trinkgläser aus der Renaissance, Foto: Stadtarchäologie Hall i.T.

Insbesondere das intensiv blau, grün und rot eingefärbte Glas gehörte zum bemerkenswerten Repertoire der Haller Glashütte. Die Manufaktur erzeugte aber vor allem farbloses Glas, das im Gegensatz zu den – durch Verunreinigung grünlichen Gläsern – aus den Waldglashütten hohen Marktwert besaß.

Die digitale Fotoschau in der Ausstellung bildet eine wertvolle Ergänzung zu den Originalfunden. Die Fotos zeugen von der Hochblüte der Haller Glasproduktion. Obwohl die Erzeugung von Fensterglas das wirtschaftlich wichtigste Standbein der Glashütte darstellte, verdankte die Manufaktur ihren Ruhm den exklusiven Trinkgläsern, die vor allem nach Bayern exportiert wurden. Von Anfang an war die Herstellung von farblosem Glas à la Venedig-Murano Ziel der Haller Glashütte. Das Design war an den Geschmack der wohlhabenden deutschen und österreichischen Kunden angepasst, dazu gehörte nicht zuletzt Erzherzog Ferdinand von Habsburg. Zahlreiche Prunkgläser wie Pokale, Schalen und Trinkgläser befinden sich heute in namhaften europäischen Museen und Sammlungen. Die abgebildeten Pokale, Schalen und Trinkgläser sind in Innsbruck ausgestellt: im Kunsthistorischen Museum Schloss Ambras, im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum und in der Kunstkammer der Serviten. Weitere befinden sich im Besitz der Stubengesellschaft Hall bzw. im Stadtmuseum Hall in Tirol und in Privatbesitz. Wir danken diesen Institutionen für die Zurverfügungsstellung des Bildmaterials sowie den privaten Sammlern für die Fotogenehmigung.

Eine zweite digitale Bildfolge gibt Einblick in die archäologische Grabung in den Jahren 2008-2009 auf dem ehemaligen Gelände der Glashütte in der Unteren Lend, Anna-Dengel-Weg 20a. Vor Ort wurden dort bereits 2013 drei Schaukästen im Eingangsbereich des Wohnkomplexes installiert und bieten nun eine Ergänzung zur Ausstellung. Sie dokumentieren die Grabung, die Geschichte der Haller Glashütte sowie die Produktion von Glas. Einige Objekte wie Rohstoffe, Trink- und Fenstergläser sowie Alltagsgeschirr verdeutlichen die Herstellung und das Leben in der Glashütte.

Ausstellungsgestalter Bmst. Ing. Wolfgang Mader und Kuratorin Dr. Sylvia Mader, Foto: Stadtarchäologie Hall i.T.