15. März 2010
Sonderführung
Grabung Josefskirche, Hall i.T.
Die Stadtarchäologie führte seit Oktober 2009 Ausgrabungen im sogenannten Josefskirchlein, nördlich neben der Stadtpfarrkirche St. Nikolaus durch. Aus historischen Quellen war bekannt, dass die 1698 vom Brixener Fürstbischof Graf Johann Franz von Khuen-Belasy geweihte Kirche die Gruft ebendieser Familie enthalte, denn der Bischof stammte aus Hall.
Der Neubau war notwendig, weil die hier stehende sog. Wolfgangskapelle im Zuge der Erdbeben von 1670 bis 1689 zerstört wurde. Diese Kapelle war eine Stiftung des Florian von Waldauf und wurde 1505 geweiht. Aus der Weiheurkunde geht indirekt hervor, dass die Kapelle an Stelle eines Beinhauses entstand. Der archäologische Befund passte sehr genau zu dieser Überlieferung. Ein sehr wahrscheinlich zweigeschossiger Kirchenbau des 14. Jh. wurde an die schon bestehende Friedhofsmauer südseitig angeschoben. Darin fanden sich im Zuge der Grabungen noch große Mengen an menschlichen Gebeinen. Offenbar ließ Waldauf die deponierten Gebeine bzw. das Untergeschoss einfach überschütten. Der „Neubau“ war vermutlich nur ein Umbau, der hauptsächlich die Ausstattung des Kirchleins betraf. Große Teile der Waldaufschen Kapelle sind ebenso noch erhalten.
Schließlich um- und überbaute man Ende des 17. Jh. die Ruine, die dann endgültig abgerissen wurde. Aus diesem Grund fanden sich große Mengen an gotischem Bauschutt in der Kirche. Die besagte Gruft wurde geöffnet. Sie enthielt die sterblichen Überreste von mindestens 19 Personen.
Um den Vereinsmitgliedern diesen Sensationsfund zu präsentieren, lud der Verein am 15. März 2010 zu einer exklusiven Sonderführung in der Josefskirche. Dieser Einladung folgten über 40 Interessierte um gespannt den Worten von Mag. Dr. Alexander Zanesco zu lauschen und dem Experten Fragen zu diesem spannenden Thema zu stellen.