Ernährung

Was kocht Frau im mittelalterlichen Hall?

An Getreidearten sind in Hall bisher nur Rispenhirse und Reis belegt. Andere Getreidearten waren mit Sicherheit ebenfalls in Verwendung, wurden aber bisher nicht nachgewiesen. Aus Hirsemehl kochte man einen Brei, der auch den Armen als Nahrung diente.

Reis hingegen ist bisher in mitteleuropäischen Städten nur selten und erst ab dem 16. Jahrhundert festgestellt worden. Das trifft auch für Hall zu. Im rauen Klima eines Alpentales gedieh kein Reis, er wurde aus den Mittelmeer-Regionen Camargue und Poebene importiert. Reis war daher teuer und somit den Wohlhabenden vorbehalten.

Zu den Delikatessen mögen ferner Feigen und Weintrauben gehört haben. Auch Äpfel und Birnen konnten für das mittelalterliche und frühneuzeitliche Hall nur in geringen Mengen nachgewiesen werden. Häufig genoss man die in den umliegenden Wäldern gesammelten Beeren (Erdbeeren, Heidelbeeren, Himbeeren, Brombeeren).

Die Rübe gelangte als Gemüse in den Kochtopf, denn Rübenzucker war damals noch nicht bekannt. Als Süßungsmittel konnten etwa Feigen verwendet werden. Man würzte u. a. mit Fenchel, Kümmel, Wacholder und Schlafmohn.

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Ellen von 25 verschiedenen Wildvogelarten, Ende 1480-1550, Foto: Watzek

In einer Latrinengrube des frühen 16. Jahrhunderts fanden sich neben den Überresten von Haustieren wie Schwein, Rind, Pferd, Schaf, Ziege, Huhn, Gans und Hase auch zahlreiche Vogelknochen. Als die strenge Reglementierung der Vogeljagd zur Zeit der Bauernkriege (1526 – 1532) fiel, wurden vermehrt Vögel gegessen.

Die Knochen aus der Latrinengrube im Gasthof Goldener Engl in Hall in Tirol stammen von insgesamt 35 Arten: vom kleinen Finken bis zum Adler.

Die Vögel wurden auf verschiedene Weise gejagt – mit Lockfutter, Netzen, Schlingen, Fallen, oder sie wurden geschossen. Rezepte in historischen Kochbüchern informieren über die Art der Zubereitung und dokumentieren, dass auch Vogelfleisch gern gegessen wurde.