Kooperationsausstellung „Verona – Tirol. Handel und Kultur am Brennerweg bis 1516“

31. März 2015 bis 6. Jänner 2016
Kooperationsausstellung
„Verona – Tirol. Handel und Kultur am Brennerweg bis 1516“

Im Dezember 2014 erhielten wir die Anfrage von Univ.-H. Prof. Doz. DDr. Helmut Rizzolli und Dr. Armin Torggler, ob wir uns an einem länderübergreifenden Partnerschaftsprojekt Tirol/Südtirol/Trentino – mit der Stiftung Bozner Schlösser beteiligen wollen.
Ergebnis dieser Zusammenarbeit war die Ausstellung „Verona – Tirol. Handel und Kultur am Brennerweg bis 1516“, die von 31. März 2015 bis Mitte November 2015 auf Schloss Runkelstein gezeigt und aufgrund des großen Erfolges bis 6. Jänner 2016 verlängert wurde. Über 35.000 Besucher konnten während dieser Ausstellungszeit gezählt werden.

Als das ungarische Reitervolk der Magyaren im Jahr 899 Norditalien plünderte, verlangte der Verkehr nach einem neuen sicheren Weg über die Alpen. Die Stadt Verona bot sich mit ihren starken Stadtmauern als Ausgangs- bzw. Endpunkt dieser neuen Nord-Süd-Verbindung an. Von Verona bis nach Hall wurde die Brennerstrecke mit befestigten Stützpunkten zur wichtigsten Straße über die Alpen ausgebaut. Nicht nur Händler, Pilger und gemeine Reisende profitierten davon. Der Weg war auch für die römisch-deutschen Kaiser entscheidend, da sie sich in Rom krönen ließen und zu diesem Zweck den Brenner überquerten.
Die neue Straße brachte einen regen kulturellen und wirtschaftlichen Austausch mit sich. Es entstand der Berner (Bern = Verona) Währungsraum, der es ermöglichte bis über den Brenner hinaus mit Münzen nach Veroneser Vorbild zu zahlen. Germanische und romanische Kultur trafen über diesen neuen Weg aufeinander und fanden im Alpenraum eine einzigartige Synthese. Verona entwickelte sich inzwischen mit den auf Textilien spezialisierten Messen zu einer Drehscheibe des transalpinen Handels. An den Bozner Messen wurden diese Waren umgeschlagen und ihr Wert in Veroneser Währung fixiert, bevor sie ihre Reise über den Brenner antraten. Nicht nur Kaufleute und Tuchhändler besuchten die überregionalen Märkte in Bozen und Verona, sondern ein reger kultureller Austausch fand darüber hinaus statt: Von Giottos Schülern, die im Bozner Dominikanerkloster malten über Michael Pacher, der einerseits bei Mantegna in Mantua lernte und andererseits in der gotischen Kunst des Nordens tief verwurzelt war, bis hin zu Albrecht Dürer, der auf zwei seiner Reisen über den Brenner zog und diese Gegend in Bildern festhielt.

 Die Ausstellung ließ die alte Brennerroute als eine Reise für den Besucher wiedererstehen. Wie ein damals Reisender startete der Besucher seine Alpenüberquerung in Verona. Die dem mittelalterlichen Menschen bedrohlich erscheinenden Gebirgsstraßen boten sich als dramatische Kulisse an. Schrittweise gelangte der Besucher zunächst nach Trient, dann über Brixen zum Brenner und schließlich nach Hall in Tirol.

Blick in die Ausstellung „Verona-Tirol. Handel und Kultur am Brennerweg bis 1516“, Schloss Runkelstein. 2015, Foto: Stadtarchäologie Hall i.T.

An jeder dieser Stationen erfuhr man von der Schutz- und Erholungsfunktion dieser Orte in ihrem historischen Kontext. Die ständige Bedrohung durch das ungarische Reitervolk der Magyaren wurde zum unwillkommenen Begleiter des Reisenden sowie zum Spannungsfaktor des Ausstellungsbesuchers. Auch die anderen Begleitumstände einer Reise im Mittelalter fanden hier ihren Platz: Versorgungsschwierigkeiten, unsichere Wege, Wetterstürze und sich ständig ändernde Zoll- und Mautgebühren.

Ausstellungsvitrinen mit unseren Leihgaben, Schloss Runkelstein 2015, Foto: Stadtarchäologie Hall i.T.

Für diese Ausstellung stellten wir 15 Leihobjekte zur Verfügung: drei Passauertöpfe unterschiedlichster Größe, einen Henkelkrug, ein Waldenburger Schankgefäß, drei Sparbüchsen, eine Messerklinge, eine Lichtschale, zwei Krautstrünke, eine Puppe und ein Puppenkopf mit Krüselerhaube, sowie ein bleiernes Pilgerzeichen des Heiligen Laurentius.

Ausstellungsvitrine mit unseren Leihgaben, Schloss Runkelstein, 2015, Foto: Stadtarchäologie Hall i.T.

Die Kooperation beinhaltete weiters die Bewerbung in der Tiroler Presse sowie die Veröffentlichung eines Artikels im GEO-Magazin 10/2015. Museumsleiterin Dr. Sylvia Mader und Obmann Thomas Lindtner nahmen sowohl bei der Pressekonferenz zur Ausstellung am 30. März 2015 im Bozner Stadtratssaal sowie bei den Eröffnungsfeierlichkeiten am 31. März 2015 auf Schloss Runkelstein teil.

 Zur Ausstellung erschien der 352-seitige und mit zahlreichen Farbabbildungen ausgestattete Katalog Verona – Tirol. Kunst und Wirtschaft am Brennerweg bis 1516, Runkelsteiner Schriften zur Kulturgeschichte Bd. 7.