27. September 2015
Tag des Denkmals
„Feuer und Flamme“
Bereits zum 25. Mal gab der Tag des Denkmals in ganz Europa Menschen die Möglichkeit, sich mit der Bedeutung unseres materiellen Kulturerbes auseinanderzusetzen und dessen unschätzbaren Wert hautnah zu erleben. Österreichweit – organisiert durch das Bundesdenkmalamt – öffneten 230 denkmalgeschützte Objekte unter dem Motto „Feuer und Flamme“ bei freiem Eintritt ihre Tore, boten spezielle Themenführungen und zeigten historische Kulturtechniken wie Salzsieden, Kalkbrennen, Feuervergolden und Schmieden. In Absam wurden spannende Einblicke in die Geschichte des Halltals präsentiert.
Auf dem Programm standen u.a. ein historischer Streifzug durch den Salzbergbau und das Leben im Halltal mit Ortschronisten Peter Steindl und dem Leiter des Gemeindemuseums Absam Matthias Breit, sowie Spezialführungen zu den kunsthistorischen Schätzen und Besonderheiten des Areals mit Mag. Gabriele Neumann vom Bundesdenkmalamt Innsbruck. Die Gemeinde Absam übernahm die spätgotische Filialkirche St. Magdalena mit dem ehemaligen Augustinerinnenkloster, dem heutigen Gasthaus, von den österreichischen Bundesforsten und führt seitdem notwendige Infrastrukturverbesserungen und Restaurierungsarbeiten durch. Weiters gab es auch naturkundliche Aspekte des Halltales unter Anleitung von MitarbeiterInnen des Alpenparks Karwendel zu entdecken.
Die Stadtarchäologie Hall betrieb an diesem Tag experimentelle Archäologie. Bei mehreren Ausgrabungen zwischen 2004 und 2012 konnten bei St. Magdalena Spuren menschlicher Tätigkeit aus der Zeit vor etwa 2600 Jahren freigelegt werden. Vor allem fand man eine große Feuergrube und umfangreichen Abraum, der auch zahllose Keramikfragmente und Spuren von Bränden enthielt. Die Interpretation gestaltet sich schwierig, aber vieles spricht dafür, dass man damals schon Sole aus nahe gelegenen Quellen versott. Um zu prüfen, ob die dazu angestellten Überlegungen wirklich schlüssig sind, startete die Stadtarchäologie am Tag des Denkmals im Halltal bei St. Magdalena am Originalschauplatz ein Experiment: Es sollte versucht werden, mit nachgebauten Keramiktöpfen in einer ähnlichen Feuergrube Salz herzustellen.
Dazu wurden Ton von den Thaurer Feldern und aus dem Halltal, Sand aus dem Inn und Halltal sowie Schiefer aus dem Voldertal verwendet. Die Tonmasse wurde getrocknet, gerieben, mit Sand, dem zerkleinerten Schiefer und zerklopfter Schamotte (Tonscherben) „gemagert“ und mit etwas Wasser vermengt. Anschließend musste der Ton geschlagen und geknetet werden. Mit dieser Tonmasse wurden Töpfe mittlerer Größe von ca. 2-3 kg geformt. Die Archäologinnen Mag. Anny Awad und Maria Pöschl gruben Brenngruben und bauten Schmauchöfen, die Tag und Nacht durchgefeuert wurden. Die Tontöpfe wurden angewärmt, mit warmer Salzsole gefüllt und auf einem Gitter oder Stein über der Glut versotten. Die Salzsole – von der Hall AG zur Verfügung gestellt – versiedete innerhalb von 3-4 Stunden zu Salzplättchen. Der Versuch auf prähistorische Weise Salz zu sieden war also gelungen.
Das interessierte Publikum konnte nicht nur bei diesem Experiment live dabei sein, sondern natürlich auch jede Menge Fragen stellen. Dr. Alexander Zanesco berichtete zudem noch über die bisherigen Grabungsergebnisse und Tätigkeiten der Stadtarchäologie Hall.