September bis Dezember 2010
Vermittlungsprojekt
„Museum auf Rädern“ 2010
Im Rahmen der vom Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur (bmukk) ausgeschriebenen Förderungen für „Innovative Vermittlungsprojekte“ erhielt das Museum eine großzügige Unterstützung für das von Dr. Sylvia Mader eingereichte Projekt „Museum auf Rädern“.
Das Konzept beinhaltete einen zweistündigen Workshop für interessierte Einheimische und Touristen zum Thema Ernährungsgewohnheiten im Mittelalter. Dieser Workshop mit dem Titel „Schon wieder Hirsebrei“ bot eine PowerPoint-Präsentation sowie die drei Stationen: Besichtigung von Originalfunden aus dem Museum – Kochbücher und Rezepte und Seifenabguss sowie die Verkostung eines Mittelalterlichen Gerichtes. Die Tatsache, dass Hirsebrei (werktags) im Mittelalter das meistgegessene Gericht in fast allen sozialen Schichten darstellte, motivierte zur Wahl des Titels „Schon wieder Hirsebrei!“
Die Durchführung vor Ort wurde jeweils zu zweit durch Fachpersonal und gut geschulte Mitarbeiterinnen unternommen: Mag. Alexandra Krassnitzer, Dr. Sylvia Mader und Mag. Christine Weirather.
Die wissenschaftliche Grundlage zum Workshop lieferten gleichsam die eigenen Forschungsergebnisse (Publikationsreihe Forum Hall in Tirol. Neues zur Geschichte der Stadt).
Jede Veranstaltung war in fünf Sequenzen gegliedert: 1) PowerPoint-Präsentation über Nahrungsmittelbeschaffung, Zubereitung und Geschirr und Besteck mit Bildmaterial von mittelalterlichen Fresken, Altarbildern, Buchmalerei usw. Fragen nach den Nahrungsmitteln und Getränken sollte nachgegangen werden, welches Geschirr und Besteck man benutzte, wie und was gekocht wurde. Tischsitten und Benimm-Regeln bei Tisch kamen ebenso zur Sprache wie das Unterhaltungsprogramm bei höfischen Festbanketten und der permanente Kampf gegen den Hunger in der armen Bevölkerung.
2) Die TeilnehmerInnen konnten mitgebrachte Originale der Museumssammlung aus der Zeit von 1300 bis 1500 aus unmittelbarer Nähe betrachten und Näheres über Ihre Verwendung und Herkunft erfahren: Vorrats- und Kochtopf, Trinkgefäße aus Keramik und Glas, Messer mit verzierten Griff, Holzlöffel, Ohrlöffelchen bzw. Nagelputzer sowie zwei Repliken aus Holz, eine Schüssel und ein Bierhumpen.
3) Die mitgebrachte Fachliteratur, Kochbücher, Rezepte luden im Anschluss zum Schmökern ein. Bei dieser Station erfuhren die Besucher des Workshops auch worin die Schwierigkeiten des Nachkochens bestehen und warum Gewürze und Salz so wichtig waren und welche Lebensmittel damals noch nicht bekannt waren.
4) Die Seifenabgußstation bildet den dritten Teil des Stationenbetriebes. Idee war es den Teilnehmer die Möglichkeit eines Erinnerungsstückes an den Workshop mit nach Hause geben zu können. Da zu den Ausstellungsstücken im Museum auch ein Brot- bzw. Gebäckmodel mit der Darstellung des Sündenfalls aus dem 15. Jh. zählt, lag der Gedanke nahe – passend zum Thema Essen von diesem Repliken herstellen zu lassen.
5) Zum Abschluss der Veranstaltung stand noch die Verkostung eines Mittelalterlichen Gerichtes am Programm. Dazu wurden den Gastronomiebetrieben vor Ort oder den privaten Köchinnen und Köchen schon vorab drei Rezepte zur Auswahl geschickt, wovon eines dann nachgekocht wurde. Eine Suppe von Nussen, eine Graue Suppe von Huhn oder ein Ruetschart – eine Art Eintopf. Da es kaum Mengenangaben oder Angaben für wie viele Personen die gerechneten Zutaten gedacht sind bzw. auch die Kochzeiten fehlen – variierten die Gerichte von Ort zu Ort. Das machte es für uns natürlich umso spannender. Bei Speis und Trank in gemütlicher Runde war es möglich mit den Referentinnen zu diskutieren, Fragen zu stellen, Erfahrungen auszutauschen und die Veranstaltung gemütlich ausklingen zu lassen.
Dank der Förderung durch das bmukk konnten sich 20 Tiroler Gemeinden und Institutionen die Kultur quasi ins Haus holen. Von September bis Ende Dezember 2010 wurde das Projekt an folgenden Orten durchgeführt: Knappenwelt Gurgltal in Tarrenz, Schloss Naudersberg in Nauders, Museum Schloss Bruck in Lienz (Osttirol), Hotel Kohlerhof in Fügen im Zillertal, Gemeindeamt in Ried im Oberinntal, , Pfarrsaal in Virgen (Osttirol), Notburga-Museum in Eben am Achensee, Malerwinkel in Rattenberg, Gemeindeamt in Mils bei Hall, Tourismusschule Am Wilden Kaiser in St. Johann, Schloss Lengberg in Nikolsdorf (Osttirol), Camp Alpin in Seefeld, Denggnstadl in Thaur, Kurzentrum in Bad Häring, Archäologisches Museum der Universität Innsbruck, Hotel MOHR life resort & Drei-Moren-Museum in Lermoos.
Das Projekt (vier Veranstaltungen noch offen) wurde im Jahr 2011 fortgesetzt.
Für die Herstellung der Silikon-Abgussformen zeigten sich Frau Mag. Julia Hammerschmied und Ing. Wolfgang Mader verantwortlich und mit der Konservierung wurde unser langjähriger Restaurator Chris Moser betraut. Dank ergeht an die Firma MuseumsPartner für die zur Verfügungstellung des Verpackungsmaterials. Die Transportversicherung der Objekte wurde bei der Versicherung Uniqa abgeschlossen.
Beitrag Radio Osttirol „Schon wieder Hirsebrei“, 25.10.2010