Depotarbeit 2017

Jänner bis Dezember 2017
Depotarbeit
Freiwilligenarbeit in der Stadtarchäologie Hall

Der Verein zur Förderung der Stadtarchäologie und Stadtgeschichte betreibt neben der laufenden Forschungsarbeit auch das Museum Stadtarchäologie Hall mit zahlreichen restaurierten Objekten aus der langen Geschichte der Stadt und ihrer Umgebung. Darüber hinaus erhält er sein eigenes Depot mit einer umfangreichen Sammlung von archäologischen Fundstücken als Zeugen der prähistorischen Salzgewinnung im Halltal und von über 700 Jahren Stadtgeschichte. Ergänzend dazu werden zahlreiche Veranstaltungen für Schüler und Besucher zu unterschiedlichen Themen der Stadtgeschichte durchgeführt.
Zwar sind archäologische Grabungen als Drittmittelprojekte finanziert. Diese Kosten beinhalten die Bergung von Fundstücken, nicht aber ihre weitere Bearbeitung. Da es sich zumeist um Funde von wissenschaftlicher Relevanz, nicht aber um sogenannte „Schatzfunde“ handelt, sind die wenigsten Projektpartner interessiert, sich an deren Erhalt zu beteiligen. Um diese Zeugen der Vergangenheit der Nachwelt, dem interessierten stellen zu können, ist ein Team von freiwilligen MitarbeiterInnen seit über einem Jahrzehnt bemüht, die Reinigung, Inventarisierung, Dokumentation und Versorgung zur kulturgütergerechten Erhaltung sowie die fachgerechte Aufbewahrung zu gewährleisten. Diese Arbeiten dienen auch zur Vorbereitung von Restaurierungs-, Forschungs- und Publikationsprojekten, die teilweise in Kooperation mit befreundeten Institutionen wie insbesondere der Universität Innsbruck abgewickelt werden. Damit wird beispielsweise StudentInnen die Möglichkeit geboten, die Sammlungen nicht nur zu besuchen, sondern selbst Erfahrung in der Fundbearbeitung zu gewinnen. Darüber hinaus gibt es aber in diesem Bereich auch laufenden Austausch mit anderen Fachinstitutionen (z. B. Corning Museum, N. Y. Research Center, Glasmuseum Hentrich im Düsseldorfer museum kunst palast, Department of Glass and Ceramic, University of Chemistry and Technology Prague, Istituto Veneto di Scienze, Lettere ed Arti, Institut für Mineralogie und Petrographie an der Universität Innsbruck, Tiroler Landesmuseen u.a.).Museumspublikum und anderen Museen als Leihgaben zur Verfügung.

Zwei der Freiwilligen sind ausgebildete Archäologinnen, die derzeit an ihren Dissertationen zu Haller Themen arbeiten: Sole/Salzverarbeitung im Halltal in der Eisenzeit und frühneuzeitliche Glashütte Hall. Sie haben wie auch andere durch freiwillige Mitarbeit auf Grabungen, die Schulung durch Mag. Dr. Alexander Zanesco und Teilnahme an archäologischen bzw. museumstechnischen Kursen umfangreiches Wissen erworben und durch bis zu zwanzigjährige Mitarbeit eine große Praxiserfahrung. Einige bringen auch Fachwissen aus ihrem Beruf ein. Hochgerechnet übers Jahr ersetzen die Freiwilligen mindestens eine Vollzeitbeschäftigung, die sonst nicht zu finanzieren wäre. Mitarbeit von Freiwilligen ist oft auch auf Grabungen nötig, wenn umfangreiches Material zu bergen, zu sieben oder große Flächen dokumentations- bzw. besuchergerecht herzurichten sind. In der Regel ist dieser Aufwand auch nicht über Drittmittelprojekte finanzierbar.

Die Depotarbeit im Jahr 2017 brachte eine zusätzliche Herausforderung für die Crew im „besten, aber schon angegrauten Alter“: Die gesamte, nicht in den Schauräumen aufgestellte Sammlung von archäologischen Objekten aus mehr als 20 Jahren Grabungs- und Forschungstätigkeit musste von der Burg Hasegg in das neue Depot der Stadtarchäologie am Stiftsplatz verlegt werden. Dies erforderte eine Kontrolle der 420, meist 20-25 kg schweren Kartons auf ihren Inhalt und eine sorgfältige, transportgerechte und bruchsichere Verpackung der Objekte bei fast gleichzeitigem Abbau der schweren Metallregale, die im neuen Depot erst wieder aufgestellt werden mussten. Auch 220 Kübel mit ausgesuchtem Siebgut, 15 Großobjekte wie Balken sowie die zahlreichen Boxen der vorübergehend in Wasser gelagerten Holzfunde wurden zum Transport bereitgestellt. Mit Hilfe einiger tatkräftiger Asylwerber und eines Dachlifts konnten Kisten und Kübel vom Dachboden der Burg in den Burghof geschafft werden. Alles andere musste händisch über die Wendeltreppe getragen, in Anhänger verladen und zum Stiftsplatz geführt werden. Dort wiederum erfolgte der Transport händisch in den 1. Stock zum neuen Depot, wo die Kartons nun nach Grabungen geordnet in den Regalen aufgestellt sind. Seither werden nochmals alle Kisten, Kübel und Transportboxen auf Inhalt und Zustand mittels Fundlisten überprüft und Objekte für die Restaurierung, Ausstellungen und Publikationen vorbereitet. Diese Aufstellung erfolgt nach Fundgattungen, die digitalen Fundlisten werden dabei auf den neuesten Stand gebracht. Funde aus über 50 Grabungen und Bauforschungsprojekten in Hall sind dabei zu erfassen und so zu lagern, dass eine Zugriff auf Fundkomplexe für Besucher und Fachleute bzw. Forschende, die z.B. auf der Suche nach Vergleichsfunden sind, jederzeit möglich ist. Ein besonderes Augenmerk wird den bis jetzt etwa 1600 restaurierten Objekten geschenkt, die in der Tiroler Museumsdatenbank erfasst sind und beispielsweise dem Leihverkehr mit anderen Museen dienen. Nach erfolgter Restaurierung aus den laufenden Grabungen werden neue Objekte in die Museumsdatenbank eingepflegt, d. h. der Gegenstand wird dokumentiert, fotografiert, beschrieben, stil- und zeitmäßig eingeordnet. Diese Arbeit erfordert auch eine ständige Weiterbildung bzw. Zugriff auf Literatur und andere Objektdatenbanken.

Da Freiwillige und MitarbeiterInnen des wissenschaftlichen Leiters der Stadtarchäologie Hall, Mag. Dr. Alexander Zanesco, ihr Wissen aus einem umfangreichen Sammlungs- und Erfahrungsschatz schöpfen können, waren und sind sie nicht nur in Hall, sondern auch außerhalb in zahlreichen Projekten ein gesuchtes Grabungs- bzw. Fundbearbeitungsteam.